Barmherzigkeit im Islam – ein Widerspruch im Angesicht zahlreicher Anschläge von Fanatikern?
Unter dem etwas sperrigen Titel „Barmherzigkeit und warum Muslime (so leicht) nicht mitfeiern (können)“ trafen sich am 27. September ca. 20 Teilnehmer im Katholischen Gemeindezentrum in Nidda zu einer Veranstaltung des Katholischen Dekanats Wetterau-Ost unter der Leitung von Norbert Albert.
Gleich zu Anfang klärte Frau Dr. Barbara Huber-Rudolf darüber auf, dass es sich hier um keinen Widerspruch handele und sie machte die Teilnehmer neugierig auf das Kommende. Sie verwies auf Stellen im Alten und Neuen Testament, wie z.B. Psalm 145,8 oder auch im Matthäus-Evangelium 5, 6-7. Hier sei mit der Barmherzigkeit ein zentraler Begriff genannt, der sowohl eine göttliche als auch menschliche Eigenschaft sei. Nach ihrer Aussage gehe es um die Konzentration auf die Vergebung der Schuld, diese gewährt Schutz und Leben.
Die Islam-Beauftragte für Interreligiösen Dialog des Bistums Mainz referierte in überaus interessanter, kurzweiliger Art, dass alleine im Koran 113 Suren mit der Anrufung des „Barmherzigen und Allerbarmers“ beginnen würden. Im Gegensatz zum Christentum, wo die Liebe Gottes zentral sei, erhoffen sich die Muslime die Zuneigung Gottes durch gute Taten zu erwerben; eine Haltung, die im Christentum unter dem Begriff TEZ – Tun-Ergehens-Zusammenhang aus dem AT bekannt ist.
Des Weiteren ging es um Begriffe wie Scharia, aber natürlich auch um fanatische Ausprägungen des Islams, die derzeit stark das Islam-Bild in der öffentlichen Wahrnehmung prägen. Huber-Rudolf machte deutlich, dass viele Aktionen und Ansichten nicht vom Koran abgedeckt seien und der Koran „interpretationswürdig“ sei. Sie verwies dabei auf die Kairoer Al-Azhar Universität, die für die islamische Welt Rechtsgutachten (sog. Fatwa) erstellt, um den Gläubigen in unklaren Fragen zu unterstützen.
Zahlreiche Fragen der Lehrer und Lehrerinnen betrafen auch die Praxis des Schullebens. Hier führte sie aus, dass auch bei Muslimen der Begriff der Gemeinschaft und des Teilens ein sehr hoher Wert sei, so dass es durchaus Anknüpfungspunkte gäbe, aber auch unterschiedliche Vorstellungen (z.B. beim Beten) einbezogen werden müssten.
Eine insgesamt sehr informative und gelungene Veranstaltung! (WL)