Anlässlich des 26. Todestages: WEG erhält Gemälde des Büdinger Künstlers Martin Bauss gestiftet
Vor 26 Jahren, am 12. Mai 1998, verstarb der Büdinger Künstler Martin Bauss. Seine Arbeiten sind im Stadtbild noch heute allgegenwärtig. Neben seinem vielfältigen künstlerischen Schaffen arbeitete er auch am Wolfgang-Ernst-Gymnasium (WEG) als Kunstlehrer. Nun machte der Wahl-Büdinger Reinhard Hell-Neubert der Schule ein ganz besonderes Geschenk: Er schenkte dem Ort, an dem der Künstler über zwanzig Jahre den Nachwuchs für das Malen und Zeichnen begeisterte, das Gemälde „Die Auferstehung der Bäume“ (1982). Es stammt aus dem Nachlass seiner Eltern, die große Bauss-Liebhaber waren und über die Jahre mehrere Bilder erwarben.
Martin Bauss, der 1954 die DDR verließ und sich in Büdingen ansiedelte, sorgte nicht nur mit seinen Kunstmappen zu lokalen Sehenswürdigkeiten für einen frischen Blick auf das mittelalterliche Städtchen. Eindrucksvoll sind beispielsweise auch die von ihm geschaffenen Glaswände, die man noch heute in der katholischen Kirche bewundern kann. Unvergessen sind seine Kunstausstellungen auf dem Herrnhaag, die alle zwei Jahre viele Besucher anzogen und eine feste Institution im Kulturleben der Stadt waren. Für das Foyer im neuen Gebäude des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums schuf er 1989 eine große Wandinstallation. Der damalige Schulleiter Martin Günther hatte sich sehr dafür eingesetzt, dass der neue Standort in der Wilhelm-Lückert-Straße ein Kunstwerk von Bauss erhielt. „Der Auftrag war kein einfacher“, erinnert sich die Witwe Gudrun Bauss, „durch die schulische Umgebung hatte Martin viele Auflagen erhalten. Die Holzversiegelung musste beispielsweise ökologisch sein und dann wurde geprüft, wie diese schwere Arbeit wirklich sicher an der Wand befestigt werden konnte.“ Seine Frau war in die Arbeiten stets mit eingebunden, so auch bei diesem Auftrag, der im Bauss-Atelier an der Fahrbach gefertigt wurde. Um ein Stück Büdinger Geschichte in den Neubau zu integrieren, schuf der Künstler die Wandinstallation aus alten Hölzern des Oberhofes und des Rathauses. Beide Kulturdenkmäler wurden zu dieser Zeit saniert und in den herausgeschnittenen Balken fand er seinen Werkstoff. Auch die Partnerstadt Loudéac wurde mitbedacht: Zwei Holzteile stammen von dort.
Oberstudienrätin Martina Bartel-Herrmann, die Schülerin von Martin Bauss war und heute selbst am Wolfgang-Ernst-Gymnasium unterrichtet, spricht mit Hochachtung von ihrem ehemaligen Lehrer: „Er war ein im besten Sinne unkonventioneller Kunstlehrer mit einer echten Zuwendung und einem glaubhaften Interesse an uns Schülern. Er traute uns Kunst zu und wir trauten uns, in unserem künstlerischen Schaffen unseren ganz eigenen Weg zu gehen.“ Für den heutigen Schulleiter Oliver Eissing ist das der beste Beleg dafür, wie prägend Lehrerinnen und Lehrer sind, die mit ganzem Herzen ihr Wissen und Können an die Jugend weitergeben. „Es ist mir ein Anliegen, dass wir ehemaligen Lehrenden und Schülerinnen und Schülern hier Raum geben, sie zu Veranstaltungen einladen oder auch, wenn sie nicht mehr unter uns sind, an ihr Wirken erinnern“, erläutert Eissing weiter. So werde Schule zu einem Stück echter Lebenswelt innerhalb der Gemeinde. Über das Bauss-Gemälde freue er sich deshalb ganz besonders. Es werde einen Platz erhalten, an dem es auch für Gäste sichtbar bleibe.
Der Stifter des Bildes, Reinhard Hell-Neubert, entstammt selbst einem Stück Büdinger Geschichte: Wie sein Nachname schon andeutet, gehört er zu der Familie, die in der Altstadt viele Jahre das ehemalige Café Hell (heute La Locanda) betrieb. Als Kind verbrachte er die Ferien oft in Büdingen bei Tante und Onkel im Café. „An den Ruhetagen durfte ich immer das restliche Eis aufessen“, erzählt er mit einem verschmitzten Lächeln, „somit hätte das Café eigentlich nicht Hell, sondern Heaven heißen müssen“. Als er in den Ruhestand ging, hat es ihn mit seiner Frau nach Büdingen gezogen. Hell-Neubert ist häufig als Gästeführer in der Altstadt unterwegs und engagiert sich rege im Verschwisterungsverein. Dort hat er auch Studiendirektor Sebastian Köhler kennen gelernt, was ihn auf die Idee dieser Schenkung brachte. Auch Köhler, der den Fachbereich Sprachen und Künste am WEG leitet, zeigt sich überglücklich über das Bild: „Martin Bauss war ein Künstler, der sowohl in der Stadt Büdingen als auch am Wolfgang-Ernst-Gymnasium seine Akzente setzte. Sein Engagement war vorbildlich und steht für mich auch für unseren Weg hin zur Kulturschule.“
Foto v.l.n.r.: Fachbereichsleiter Sebastian Köhler, Reinhard Hell-Neubert, Schulleiter Oliver Eissing