Verkehrstrainerin Barbara Sondergeld im Gespräch mit Schülern des WEG |

Wenn das Klassenzimmer Räder bekommt – Verkehrstraining am WEG

Am Wolfgang-Ernst-Gymnasium durchläuft jede fünfte Klasse die sogenannte Busschule. Das bedeutet, dass zusammen mit der Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) alles rund um die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel geübt wird. Verkehrstrainerin Barbara Sondergeld von der VGO erklärt dann den Kindern geduldig, wo man sich an der Bushaltestelle aufstellen muss, wieviel Abstand zur Straße für genügend Sicherheit sorgt und dass man am besten keine Gegenstände an den Rucksack bindet, die beim Aussteigen von den Türen eingeklemmt werden können. Auch, was die sichersten Plätze im Fahrzeug sind und wo man die Schultasche verstauen muss, bespricht sie mit dem Nachwuchs und lässt die Kinder alles auch selbst ausprobieren. Und damit das Erkunden von Gefahrenquellen unter realen Bedingungen geschehen kann, bekommt das Klassenzimmer am Busschultag kurzerhand Räder: Die stellt stets die Firma Röder in Gestalt eines Linienbusses samt Fahrer zur Verfügung. Dessen spannendster Auftritt ist immer die Bremsprobe, die bei keiner Verkehrsschulung fehlen darf. Dabei führt er den Schülerinnen und Schülern vor, wie sich bereits eine spontane Bremsung bei dreißig Stundenkilometern anfühlt. Der heftige Ruck, der die Kinder dann im Bus an den Vordersitz presst, beeindruckt die Klassen oft nachhaltig.

Diese Verkehrsschulung ist sehr wichtig. Wenn Grundschülerinnen und Grundschüler auf die weiterführende Schule wechseln, ändern sich für sie nicht nur der Unterricht und die Klassengemeinschaft. Auch der Weg in die Schule und am Mittag wieder nachhause stellt für alle eine kleinere oder größere Veränderung dar. Manche müssen neue Wege zu Fuß bewältigen, oft zusammen mit neuen Freunden. Andere fahren das erste Mal alleine mit dem Bus und sind plötzlich eine ganze Stunde am Tag mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Für die beiden Schulen am Dohlberg bedeutet das, dass sich zu den Hauptverkehrszeiten mehrere Hundert Kinder und Jugendliche an alleine zehn Haltestellen in der Wilhelm-Lückert-Straße tummeln. Damit Begrüßungsrituale, kleine Rangeleien oder einfach nur Bewegungsdrang nicht zu gefährlichen Situationen führen, stehen selbstverständlich Aufsichten vor Ort und sorgen dafür, dass An- und Abfahrten geregelt ablaufen können. „Die Busschule spielt für die Sicherheit an den Haltestellen und unterwegs eine zentrale Rolle“, betont Thorsten Glock, Lehrer am WEG und Beauftragter für Verkehrserziehung. „Wenn die Kinder grundsätzlich erfahren haben, welche Gefahren an und auf der Straße lauern, sind sie von der Aufsicht viel besser ansprechbar, wenn eine Situation an der Haltestelle mal unübersichtlich zu werden droht.“

Schulleiter Oliver Eissing bestätigt dies. „Auf den Busverkehr können wir die Schülerinnen und Schüler sehr gut vorbereiten. Ein großes Sicherheitsrisiko auf den Schulwegen stellen aber die Elterntaxis“ dar, gibt er zu bedenken. Eine Studie des Automobilclubs ADAC stellte bereits vor 10 Jahren fest, dass Gefahrensituationen rund um die Schule überwiegend durch Eltern beim Bringen und Abholen der Kinder entstehen. Verkehrsverstöße seien hier eher die Regel als die Ausnahme. Das ist leider zum Teil auch am Gymnasium zu beobachten. Besonders der Lehrerparkplatz, der trotz Sperrung für den Durchgangsverkehr permanent befahren wird, gerät hier schnell zur Gefahr für Kinder, die den hinteren Schulhof verlassen und nicht damit rechnen, dass Autos mit einer oft beachtlichen Geschwindigkeit um die Ecke kommen oder in zweiter Reihe wartende Fahrzeuge das Überqueren der Spuren sehr unübersichtlich machen. „Wir haben für die Eltern extra einen Wendekreis vor dem Lehrerparkplatz eingerichtet und zur Abholzeit Parkplätze in unmittelbarer Nähe der Straße freigegeben. Auch steht ein großes Schild vor dem Lehrerparkplatz, das das Befahren für schulfremde Personen untersagt und ein weiteres Schild, das die Absetz- und Abholpraxis im Wendekreis regelt“, so der Schulleiter weiter. Den Eltern, die sich an die Regeln im Wendekreis halten, spricht Oliver Eissing ein großes Lob aus und freut sich über die deutlich verbesserte Effizienz des Verkehrsflusses. Am besten aber wäre es, wenn alle auf das Fahrrad oder den Bus umsteigen würden und das Elterntaxi eher die Ausnahme bliebe.

Confidentia in futurum