Schöne und spannende Geschichten passen wunderbar in die Adventszeit. Ein ganz besonderer Genuss sind solche literarischen Leckerbissen, wenn sie von einer begeisterten jungen Leseratte wie Hannah Knapp vorgetragen werden. Die Elfjährige gewann letzten Dienstag im Rahmen des diesjährigen Vorlesewettbewerbs den Schulentscheid am Wolfgang-Ernst-Gymnasium in Büdingen. Damit setzte sie sich gegen die vier weiteren Klassensiegerinnen und -sieger Tom Kaufmann, Luke Beller, Lena Bielich und Leila Haus durch, die ebenfalls hervorragend gelesen hatten, wie Fachsprecherin Verena Pawlitz betonte, die den Wettbewerb auch in diesem Jahr mit sehr viel Liebe zum Detail ausgestaltete.
Die Herausforderung war für alle Vorleser groß, denn sie mussten vor einer hochkarätigen Jury bestehen: Mit Fachbereichsleiterin Katja Euler, Buchhändlerin Ina Schneider, den Stadt- und Schulbibliothekarinnen Petra Richter und Dorothea Preißer, dem Kreissieger 2017 Niklas Bönsch und Benjamin Jüttner aus dem Deutsch Leistungskurs lauschte fast alles, was Büdingen in Sachen Literatur aufzubieten hat. Aber aufgeregt war Hannah Knapp nicht, hatte sie doch schon in der dritten Klasse den Grundschulsieg errungen. Trotzdem war sie überrascht, denn sie fand die Darbietungen der anderen richtig klasse.
Ihr Talent ist kein Zufall: Zwei bis drei Bücher liest die Schülerin mindestens pro Monat. Fernsehen findet sie nicht so spannend. „Da ist alles vorgegeben, zum Beispiel wie die Figuren aussehen und wie sie sich anhören. Bei Büchern kann man das selbst bestimmen und seiner Fantasie freien Lauf lassen“, beschreibt Hannah ihre Faszination fürs Lesen.
Das erklärt auch, weshalb die kleinen Helden ihres mitgebrachten Kinderromans den Zuhörern so lebendig wurden. In „Ein Sommer auf Sommerby“ von Kirsten Boie verbringen drei Geschwister die Ferien gegen ihren Willen bei einer gar nicht fürsorglichen Oma. Es gibt weder Fernsehen noch Telefon und die Großmutter patrouilliert mit einer Flinte im Garten, sobald sich Fremde dem Grundstück nähern. Hannahs Textstelle von einer gefährlichen Bootsfahrt begeisterte so, dass sich einige Zuhörerinnen sogleich den Titel notierten.
Der Schulentscheid des bundesweiten Vorlesewettbewerbs besteht aus zwei Durchgängen, bei denen aus einer vorbereiteten und einer unbekannten Lektüre vorgelesen werden muss. Bewertet werden die Lesetechnik, die Interpretation der Geschichte und die Auswahl der mitgebrachten Textpassage. Die nächste Station ist für Hannah Knapp im Frühjahr der Kreisentscheid in Friedberg.