|

Nichts ist unmöglich

Kreisanzeiger vom 07.10.2017 – Text/Bild: Susanne Kleinmann

ERFOLGSGESCHICHTE  Tim Schäfer macht sich schon als Schüler selbstständig/ Heute betreibt er Cafeterien an mehreren Schulen

ALTENSTADT – Ein Tausendsassa ist er, Tim Schäfer aus Altenstadt. Umtriebig, engagiert und immer Lust auf was Neues. Arbeit? Nein, eigentlich eher Vergnügen. Seine Vita ist bemerkenswert. Schon als Jugendlicher steht Tim Schäfer an zwei bis drei Nachmittagen in der Woche als Jugendtrainer auf dem Tennisplatz. In der Oberstufe lernt er dann über den Sport einen jungen Mann kennen, der eine eigene Bäckerei in Hanau betreibt. Trotz Schule und Trainerstunden sind noch Kapazitäten frei. Tim Schäfer stellt gemeinsam mit seinem neuen Freund und späterem Partner Überlegungen an, wie man die Infrastruktur der Bäckerei noch besser ausnutzen kann. Die Idee eines Frühstücksservices für Firmen ward geboren.
Die beiden bereiten Brötchen vor und werden bei Firmen auf der Hanauer Landstraße in Frankfurt vorstellig. „Natürlich waren das keine 08/15-Semmeln. Wir haben alles mit frischen Zutaten aufgewertet und schön arrangiert. Damit sind wir dann in die Büros gegangen und haben unser Angebot zunächst kostenlos zum Probieren vorgestellt. Wir boten an, täglich Brötchen und Backwaren direkt in die Büros zu liefern. Innerhalb kürzester Zeit hatten wir 15 Firmen, die diesen Service genutzt haben“, erzählt Schäfer.
Die Erfolgsgeschichte nimmt ihren Lauf. Eine Frau wird angestellt, die in der Nacht die Bestellungen vorbereitet, und ein Fahrer liefert die Backwaren dann in die Büros aus. Einige der Firmen sind so begeistert von diesem Service, dass sie zusätzlich für Veranstaltungen oder Konferenzen Canapés und Häppchen bestellen – das Geschäft boomt. „Irgendwann spielte ich ein Tennisturnier und kam danach mit meinem Gegenspieler ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass auch er in Frankfurt arbeitet und witzigerweise jeden Morgen von meinen Brötchen aß. Das war echt lustig“, erzählt Tim Schäfer lachend. Der Brötchenservice ist zum Selbstläufer geworden.
Nicht zuletzt auch deshalb, weil Schäfer die Backwaren zu einem günstigeren Preis anbietet, als die Bäckereien auf der Hanauer Landstraße, die mit ihren Waren auch die hohen Ladenmieten in Frankfurt erwirtschaften müssen. Außerdem brauchen seine Kunden ihren Arbeitsplatz meist gar nicht verlassen, da der Brötchenservice direkt in die Büros liefert. Ganz nebenbei, so scheint es, macht Tim Schäfer sein Abitur am Wolfgang-Ernst-Gymnasium in Büdingen. Danach entscheidet er sich für ein Duales Studium bei der Firma Ille in der Waldsiedlung. „Eine sehr gute Entscheidung. Ille ist ein super Arbeitgeber. Ich habe dort unheimlich viel gelernt. Auch deshalb, weil die Firma sehr viel für seine Auszubildenden macht. Es wurden Seminare für die Azubis und Studenten angeboten zu Themen wie Etikette, Präsentationen und dem richtigen Telefonieren. Ille ist echt Bombe. Hätte ich mich nicht selbstständig gemacht, wäre ich sicher heute noch dort“, schwärmt Tim Schäfer.
Während des Dualen Studiums entscheidet er sich dazu, den Schulkiosk an der Beruflichen Schule in Büdingen zu übernehmen. Das heißt, morgens vor der Arbeit an die Schule, danach zu Ille oder an die Uni und am Nachmittag oder Abend häufig noch auf den Tennisplatz. Es läuft. Kurze Zeit später kommt der Schulkiosk der Limesschule in Altenstadt hinzu. Parallel dazu durchläuft Tim Schäfer während seiner Ausbildung alle Abteilung der Firma Ille. „Das ist natürlich für meinen jetzigen Job von großem Vorteil, da ich viele Einblicke in unterschiedliche Betriebsfelder gewonnen habe“, sagt er. Nachdem Schäfer seinen Bachelor gemacht hat, muss er sich entscheiden: die Sicherheit einer festen Arbeitsstelle bei Ille oder der Schritt in die Selbstständigkeit? Selbstständigkeit, das bedeutet keine geregelten Arbeitszeiten, keine Bezahlung bei Krankheit oder Urlaub und das Zurückzahlen der Studiengebühren. „Meine Eltern, meine Großmutter, alle haben mir abgeraten. Aber mich hat die Selbstständigkeit gereizt. Ich habe es bis jetzt auch noch nicht bereut“, erzählt der Jungunternehmer.
Anfang 2015 geht der Betreiber der Schulcafeteria des Büdinger Gymnasiums in Rente. Die Stelle wird ausgeschrieben, Tim Schäfer bewirbt sich. Die Schulkonferenz stimmt ab und entscheidet sich für den jungen Mann. Anfang 2016 verkauft er seinen Frühstücksservice. Das Betreuen von drei Schulcafeterien und der Brötchenservice für die Firmen auf der Hanauer Landstraße wird zu viel. „Die Schulen liegen nah beieinander, da kann ich immer mal hin- und herswitchen. Mit Frankfurt war das einfach nicht mehr machbar“, rekapituliert der 24-Jährige. Initiativ stellt sich Schäfer auch noch in Konradsdorf vor. Die Schule ist mit dem bisherigen Betreiber nicht zufrieden, auch diese Stelle wird ausgeschrieben. Tim Schäfer stellt seine Arbeit in Form einer Präsentation der Schulkonferenz vor und bekommt auch dort den Zuschlag. Mit vier Cafeterien ist er nun gut ausgelastet.
Insgesamt 15 Mitarbeiter beschäftigt der junge Unternehmer. Unter anderem eine betriebseigene Köchin, die jeden Tag frisch für die Schüler kocht. Von Hausmannskost über vegetarisch bis vegan ist für jeden etwas dabei. Gibt es einen besonderen Anlass, wie zum Beispiel die Amtseinführung von Anne Zingrosch am Büdinger Gymnasium im vergangenen Jahr, übernimmt auch dort das Schäfer-Team das Catering. Privatleben? „Das konzentriert sich auf die Ferien. Während der Schulzeit habe ich so gut wie kein Privatleben“, erzählt Tim Schäfer schmunzelnd. „Ich stehe um 5 Uhr auf, und dann arbeite ich nonstop bis in den Abend hinein. Aber hey, ich liebe meinen Job. Ich stehe morgens auf und habe Lust zu arbeiten. Wer kann das schon von sich sagen?“

Confidentia in futurum