Die jährliche Busschule am Wolfgang-Ernst-Gymnasium in Büdingen ist für die neuen Fünftklässler längst ein fester Baustein im Schulalltag und zugleich eine willkommene Abwechslung vom Unterricht im Klassenzimmer. Auch in diesem Jahr machte das „Klassenzimmer auf Rädern“, organisiert von der Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) am Dohlberg Halt. Ziel des Trainings ist es, den Kindern Sicherheit für ihren täglichen Schulweg zu vermitteln, besonders in der Wilhelm-Lückert-Straße mit ihren insgesamt zehn Haltestellen.
Gerade morgens oder nach der sechsten Stunde herrscht hier dichtes Gedränge: Busse, Elterntaxis, nasses Novemberwetter und viele Schülerinnen und Schüler aus zwei Schulen sorgen für allerhand Trubel. Umso wichtiger ist es, die Perspektive der anderen Verkehrsteilnehmer kennenzulernen und besonders die der Busfahrer. Trainerin Birgit Gralla von der VGO und Busfahrer Tobias führten die Kinder deshalb behutsam und auf Augenhöhe an alle Situationen heran.
Für viele war das ein echter Aha-Moment. Asna durfte sich auf den Fahrersitz setzen und stellte fest, dass sie ein Kind, das direkt vor dem Bus entlangläuft, überhaupt nicht sehen kann. „Seitdem gehe ich nie wieder vorne am Bus vorbei“, sagte sie beeindruckt. Auch Lotte entdeckte etwas Neues: den kleinen Nothammer am Fenster, „mit dem man im Notfall die Scheibe einschlagen kann“.
Elias Reichert gefiel nicht nur die Busfahrt, sondern auch ein ganz anderer Aspekt: „Wir haben gelernt, dass sich Busfahrer freuen, wenn man ‚Hallo‘ sagt. Das mache ich jetzt fast immer.“ Sein Namensvetter, Elias O., nahm vor allem die Sicherheitsregeln mit und erklärt, wo man sicher sitzt, warum der mittlere Platz in der letzten Reihe eher gemieden werden sollte und wo die Schultasche hingehört. Die mussten die Kinder nämlich an die Füße stellen und gut sichern, damit keine Schlaufen in den Gang ragen und andere zum Stolpern bringen.
Auch Aziz fasste eine wichtige Regel zusammen: „Erst aussteigen lassen, dann einsteigen.“ Wie chaotisch es wird, wenn drei Kinder gleichzeitig in die Tür drängen, durften die Schüler selbst austesten und fanden es ziemlich gefährlich.
Der Bus und die Haltestelle wurden gründlich erkundet: Markierungen auf dem Bordstein, Plätze für Rollstühle oder Kinderwagen, die Rampe, Haltestellenknöpfe und die vielen Stangen und Griffe zum Festhalten während der Fahrt. Besonders eindrucksvoll war die Bremsprobe im Industriegebiet. Bei Schrittgeschwindigkeit brachte Tobias mit einer kräftigen Bremsung den ganzen Bus ins Ruckeln. „Das war voll stark!“, fand Emma und war gleichzeitig überrascht, wie viel Kraft schon hinter einer langsamen Bremsung steckt.
Zum Abschluss versetzte sich die Klasse noch einmal in Tobias’ Alltag hinein. Wie anstrengend Lärm im Bus sein kann, merkten die Kinder schnell, ebenso, wie wertvoll ein Linienbus ist. Mehrere Hunderttausend Euro kostet solch ein Fahrzeug, weshalb man pfleglich damit umzugehen muss. Das Essen während der Fahrt ist deshalb verboten.
Am Ende des Vormittags steht für viele fest, dass Busfahren nicht nur Fortbewegung ist, sondern auch Rücksicht und Aufmerksamkeit verlangt. Die Busschule hat das auf spielerische und eindrucksvolle Weise vermittelt und die Fünftklässler sind künftig deutlich sicherer im Straßenverkehr unterwegs.







