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Vertreter von Amnesty International besuchen Ethikunterricht der Q3

Am Montag, den 13.01.2025, besuchten zwei Vertreter von Amnesty International den Ethikunterricht der Q3 bei Frau Grubbe. Hans-Joachim Karalus (rechter Stuhl), Sprecher der Amnesty International- Gruppe in Gelnhausen, und sein Mitreferent Hans Passmann (linker Stuhl) eröffneten die Veranstaltung mit einer kurzen Einführung in die Gründungsgeschichte von Amnesty International.

Amnesty International wurde 1961 von Peter Benenson gegründet, der von der Idee der universellen Menschenrechte und Meinungsfreiheit überzeugt war. Dabei wurde erklärt, dass Amnesty International sich bis heute insbesondere durch politische und ideologische Neutralität auszeichne. So seien beispielsweise zu Anfangszeiten Freilassungen politischer Gefangener beider Seiten im Rahmen des Ost-West-Konflikts bewirkt worden.

Um an den Ethikunterricht anzuknüpfen, in dem sich zuletzt mit dem Begriff der Menschenwürde und der Bedeutung von Menschenrechten auseinandergesetzt wurde, erklärte Herr Karalus, dass Amnestys Idee der Meinungsfreiheit besonders gut bei Voltaire wiederzufinden sei, welcher einst sagte: „I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it.“ („Ich missbillige, was Sie sagen, aber ich werde bis zum Tod Ihr Recht verteidigen, es zu sagen.“)

Im weiteren Verlauf berichteten Herr Karalus und Herr Passmann von ihrer persönlichen Motivation, Amnesty International beizutreten, und von den Erfolgen, die sie im Laufe ihrer Mitarbeit verzeichnen konnten. Sie erzählten von ihrer jüngsten Beteiligung an der Freilassung von Toffiq al-Bihani, Teil einer sogenannten Urgent Action, bei der sie durch zahllose Postsendungen das US-amerikanische Gefängnis in Guantánamo drängten, die Freilassung des Gefangenen zu veranlassen.

Auf die Frage der Schüler „Welche Rolle spielt Technologie in Ihrer Arbeit?“ gingen die Referenten ein, indem sie eine beeindruckende virtuelle Rekonstruktion des Saydnaya-Foltergefängnisses in Syrien zeigten, die durch Berichte ehemaliger Insassen und hochmoderne Computertechnik realisiert werden konnte. Diese Rekonstruktion diente nicht nur der Aufarbeitung der Gräueltaten, sondern auch dazu, die Weltöffentlichkeit für etwaige grausame Menschenrechtsverletzungen zu sensibilisieren.

Im Anschluss wurde die Frage aufgeworfen, ob Israel als Apartheidstaat zu bezeichnen sei. In diesem Rahmen kam der fast 300-seitige Bericht von Amnesty International zur Sprache, welcher Israel als Apartheidstaat klassifiziert und in den Medien jüngst für heftige Diskussionen und Polarisierung gesorgt hatte. Dabei widmeten sich die beiden Mitglieder von Amnesty International Gelnhausen dem Bericht vor allem sachlich, lapidar und objektiv, sodass alle Schüler etwas über die wissenschaftliche Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen lernen konnten.

Zum Abschluss der Veranstaltung kamen weitere Schülerfragen auf, etwa zu Amnestys Umgang mit Desinformation, den Arbeitsbedingungen und der Vergütung innerhalb der Organisation sowie zur Art und Häufigkeit von Menschenrechtsverletzungen, mit denen Amnesty International sich beschäftigt.

Insgesamt war die Resonanz positiv – der Vortrag war nicht nur informativ, sondern er regte auch zum Nachdenken an. Die Auseinandersetzung mit den Themen Menschenrechte und globale Verantwortung hinterließ insofern einen bleibenden Eindruck, als dass viele von uns sich danach fragten, wie es um ihr eigenes Engagement bestellt ist und welche Bedeutung sie Menschenrechten in der heutigen Welt zuschreiben – wir wurden ermutigt, zu reflektieren und zu hinterfragen – getreu der kantschen Frage – Was soll (oder kann) ICH tun?

David Vinu (Q3)

Confidentia in futurum