Henriette Knapp gewinnt den Vorlesewettbewerb am Wolfgang-Ernst-Gymnasium
Henriette Knapps Superkraft ist das Vorlesen. Das konnte die Sechstklässlerin kurz vor den Weihnachtsferien am Wolfgang-Ernst-Gymnasium unter Beweis stellen: Beim traditionellen Vorlesewettbewerb wurde sie zur Schulsiegerin gekürt. Rund 130 Schülerinnen und Schüler der Stufe 6 waren angetreten, um sich diesen Titel zu sichern. Zunächst hatte Henriette ihre eigene Klasse 6a mit ihren Lesekünsten überzeugt und trat in der Schulrunde gegen die anderen Klassensiegerinnen und -sieger Mina Kuntz (6b), Elia Griebel (6c) und Theo Ahlers (6d) an. Fachvorsteherin für Deutsch, Verena Pawlitz, hatte wie in jedem Jahr für diesen Schulentscheid genau die richtige Atmosphäre geschaffen: Ein weihnachtlich geschmückter Raum versetzte die Vorleserinnen und Vorleser sowie die Jury in die richtige Stimmung, um gespannt den kleinen Episoden aus den Kinder- und Jugendromanen zu lauschen.
Nina Reutzel, die den Leistungskurs Deutsch in der Stufe 11 besucht, durfte in diesem Jahr in der Jury mitstimmen. Sie war ganz begeistert von den spannenden Textstellen, die die Sechstklässler ausgewählt hatten. „So, wie die Kinder die Passagen vorlasen, konnte man richtig tief in die Geschichten eintauchen“, kommentierte die Oberstufenschülerin den Wettbewerb. Besonders beeindruckt hatte sie Henriettes Gestaltung des unbekannten Lesetextes in der zweiten Runde des Wettbewerbs. Pawlitz hatte in diesem Jahr Harry Potter ausgewählt, aus dem alle Teilnehmenden ein Stück vorlesen mussten. „Henriette las jede Stimme genau richtig, auch wenn erst zwei Sätze später stand, in welcher Tonlage die Figur spricht“, erzählte Nina weiter. Henriette freute sich über das Kompliment und betonte, dass sie noch nie zuvor Harry Potter gelesen habe. Ihre Technik sei, während des Vorlesens mit kurzen Blicken schon ein oder zwei Folgezeilen zu überfliegen, um zu wissen, in welcher Stimmung die jeweilige Figur sei. Sie selbst hatte einen Ausschnitt aus dem Kinderroman „Glücksbäckerei“ von Kathryn Littlewood vorbereitet und zum Üben immer wieder ihrer Familie daraus vorgelesen und besprochen, welche Textstellen wie betont werden könnten. Superkräfte fallen also nicht vom Himmel und müssen trainiert werden. Trotzdem scheint das Talent in der Familie zu liegen. Vor vier Jahren hatte sich ihre Schwester Hannah den Schulsieg gesichert. Unter Druck gesetzt fühlte sie sich dadurch aber nicht: „Ich finde es eher lustig, dass wir jetzt beide den Titel tragen. Es ist schön, in Hannahs Fußstapfen zu treten.“ Auch findet sie, dass alle sehr gut vorgelesen hätten. Dass sie am Ende vorne liegen würde, habe sie natürlich gehofft, aber nicht geahnt. Ihr hatte auch Minas Beitrag gut gefallen. Sie habe sehr gut betont und ihr Text „Vergiss mein nicht“ von Kerstin Gier fand Henriette sehr spannend.
Für die Jury war es ebenfalls nicht leicht, die Beste oder den Besten zu küren, wie Verena Pawlitz bei der Preisverleihung betonte. Die Jurorinnen und Juroren waren allesamt Lese-Experten: Die schwierige Entscheidung mussten der Fachbereichsleiter für Sprachen und Künste, Sebastian Köhler, die Leiterin der Stadtbücherei, Petra Richter, Juliane Strehm (Leiterin des WEG-Bücherturms), Buchhändlerin Ina Schneider und Oberstufenschülerin Nina Reutzel anhand festgelegter Kriterien treffen. Schneider präsentierte zum Schluss noch einen Stapel aktueller Jugendromane für die Klassensiegerinnen und -sieger sowie für den Bücherturm. Gespendet hatte die Schmöker die Fördergemeinschaft des WEG, die damit gleich für einen Nachschub an Lesefutter sorgte.
Der Vorlesewettbewerb wird seit 1959 jedes Jahr von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels veranstaltet. Für Henriette geht es im Februar weiter zum Kreisentscheid.
DI