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Talentschmiede der OVAG macht Station am Wolfgang-Ernst-Gymnasium

Drei der 23 prämierten Nachwuchsautoren des OVAG-Jugendliteraturpreises 2018 machten Station am Wolfgang-Ernst-Gymnasium und lasen ihre frisch gedruckten Kurzgeschichten vor den aufmerksamen Schülern der Jahrgangsstufe 10.
Alle drei Lesungen hielten das Publikum in Atem, denn die Texte waren spannend geschrieben und auch sprachlich ein Genuss: Timothy Heinle verblendet in „Bier und Flieder“ Erzählfragmente, die abendliche Erlebnisse eines jungen Mannes aufflackern lassen. Gespannt folgten die Zuhörer den immer schneller werdenden Sequenzen um ein Fußballspiel, Alkohol, eine U-Bahnfahrt, Liebesgefühle, jüdische Identität und schließlich Gewalt. Am Ende entpuppt sich die Erzählung als ein Komatraum. Dieses Rätsel löst sich für den Zuhörer aber erst in dem Moment auf, in dem der Arzt die Maschinen abstellt.
Elke Dreis entführte dann mit „Abelines Wiederkehr“ in eine Wattlandschaft, die von einer Wiedergängerin heimgesucht wird. Nur in Andeutungen erfährt man durch das halb zerrissene Nachthemd und die offenliegende Brust, wie sie drei Jahre davor zu Tode kam. Abeline sucht ihren Peiniger auf und rächt sich grausam. Auch die Ortenbergerin Lea Luh inszeniert mit „Du bist“ ein Verwirrspiel zwischen Leben und Tod, Gegenwart und Vergangenheit: Ein unheimlicher Junge lockt Jugendliche in ein verwittertes Waldhaus. Sein kindlicher und zugleich schauriger Lockreim erinnert an den Erlkönig und streut gekonnt eine böse Ahnung.
Das hohe Niveau der Texte ist kein Zufall, denn die Lesungen sind nur ein kleiner Teil dessen, was den Gewinnern des Wettbewerbs zuteilwird. Jede Geschichte wird von einem Team namhafter Autoren lektoriert, unter denen sich Größen wie Feridun Zaimoglu und Gerhard Henschel befinden. Auf einem gemeinsamen viertägigen Workshop erhalten die Jugendlichen wertvolle Tipps und Unterstützung von denen, die mit dem Schreiben erfolgreich ihr Geld verdienen, erläuterte Andreas Matlé, der als Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im OVAG Konzern seit Jahren den Literaturpreis begleitet.
Dieses Engagement des Unternehmens ist für die Gewinner zugleich auch ein Training für ihre berufliche Zukunft, denn Professionalität im Umgang mit Sprache ist in sehr viel mehr als nur dem künstlerischen Bereich eine zentrale Fähigkeit. Timothy Heinle studiert mittlerweile Jura in Frankfurt. Er betonte in der Diskussion, wie wichtig für die Auseinandersetzung mit Rechtstexten Sprachkompetenz sei. Und auch Lea Luh war voll des Lobes für das Sprechtraining, das ebenfalls ein Teil des Coachings darstellt: „Ausdrucksstarkes Lesen, die richtigen Pausen setzen und Wörter korrekt betonen, darüber hatte ich mir zuvor nie Gedanken gemacht.“ Jetzt sei sie sehr viel sicherer geworden, wenn sie auch mal frei vor größeren Gruppen sprechen müsse.
Berühmt zu werden war nicht der Impuls, ihren Text einzusenden, erzählte Elke Dreis, die in Karben die Schule besucht. Sie habe schon immer sehr gerne geschrieben. „Irgendwann wollte ich nach dem Urteil meiner Mutter auch mal eine unabhängige Meinung“, betonte die Achtzehnjährige. Die eigenen Emotionen und Gedanken zu Papier zu bringen und sie dann an eine Jury zu schicken, das koste schon etwas Überwindung. Bürgermeister Erich Spamer, der es sich nicht nehmen ließ, die Lesung inmitten der Schüler zu verfolgen, äußerte den Wunsch, dass die Veranstaltung einen Impuls gesetzt habe und möglichst viele Büdinger Jugendliche diesen Mut aufbrächten und ihre Texte für die nächste Runde des Preises einsenden würden.

Confidentia in futurum