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Was ist eigentlich Populismus?

Kreisanzeiger vom 20.03.2018 – Text: Susanne Kleinmann/ Foto: Eichenauer

Populisten, vor allem die aus dem rechten Spektrum, sind allgegenwärtig. Häufig sind sie nur schwer zu greifen, vor allem für junge Menschen. „Die Aussagen von Rechtspopulisten stehen im Widerspruch zu zentralen Aspekten des Grundgesetzes“, erklärt Aylin Kortel. Sie ist von der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt ans Büdinger Gymnasium gekommen, um dort einen Vortrag zu halten. Um zu erklären, aufzuklären und vor allem, um aufzuzeigen, wie man Rechtspopulismus entgegenwirkt.
Schüler der Jahrgangsstufe 10 der Schule am Dohlberg und der Stufe 11 des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums drängen sich im Foyer. Beide Schulen haben gemeinschaftlich zu diesem Vortrag eingeladen. Aylin Kortel schafft das, was sich wohl die meisten Lehrer für ihren Unterricht wünschen: Sie hat die Aufmerksamkeit der jungen Leute sehr schnell auf ihrer Seite. Zu spannend ist das Thema.
Was ist eigentlich Populismus? Diese Frage steht am Anfang ihres Vortrages. Anhand von Aussagen Trumps und Erdogans macht die Referentin deutlich, welches Menschenbild diese Staatsmänner zeichnen. Sie zeigt den Schülern auf, wie rechtspopulistische Strategien funktionieren und wie der Einzelne dem entgegenwirken kann.
Schnell fragt einer der Schüler, wie man jemanden überzeugen kann, der eine festgefahrene Haltung hat. „Man muss abwägen, ob man sich überhaupt in eine solche Diskussion einlassen kann. Oftmals reicht ein ,Ich sehe das anders‘. Mit Menschen, die zum Beispiel in der NPD sind, lohnt es sich nicht, zu reden. Aber man kann über deren Positionen sprechen“, beantwortet Aylin Kortel.
Talia Appel, Schülerin der Schule am Dohlberg, findet es wichtig, über Rassismus und Rechtsextremismus zu reden. Sie begrüßt daher Veranstaltungen wie diese. Doch vieles von dem, was an diesem Morgen vorgetragen wird, ist für sie nicht neu. „Ich spreche sehr viel mit meiner Familie über dieses Thema, schaue jeden Morgen vor der Schule schon Nachrichten. Ich erlebe immer wieder, dass in meinem Umfeld, zum Beispiel an der Schule, fremdenfeindliche Bemerkungen gemacht werden. Oftmals sage ich auch etwas, doch meist fühle ich mich solchen Äußerungen gegenüber machtlos“, bekennt die 16-Jährige im Gespräch mit dem Kreis-Anzeiger.
Vivian Göckel, die in einem Jahr ihr Abitur am Wolfgang-Ernst-Gymnasium ablegen wird, hat ganz andere Erfahrungen gemacht. „In meinem Politik- und Wirtschaft-Leistungskurs reden wir sehr viel über Migration, Flüchtlinge und Rassismus. Trotzdem finde ich die Veranstaltung sehr interessant. Die Referentin hat die Informationen gut vermittelt. Ich habe bisher noch keine Erfahrungen mit fremdenfeindlichen Äußerungen gemacht.“ Ihre Freunde seien nicht so. Wäre auch schlimm, sagt Vivian Göckel, denn allein in ihrem Leistungskurs seien bestimmt die Hälfte der Schüler Menschen mit ausländischen Wurzeln. „Wir haben die unterschiedlichsten Nationen in unserem Kurs. Schüler, die aus Pakistan, Rumänien, aus Russland und der Türkei, aus Afghanistan stammen – ein ganz bunt gemischter Haufen sind wir und verstehen uns unheimlich gut.“
Der Tenor unter den Schülern ist insgesamt sehr positiv. Tolle Veranstaltung, gute Referentin, wichtiges Thema, doch insgesamt für die meisten keine neuen Informationen. Offensichtlich haben die Lehrer im Unterricht schon gute Vorarbeit geleistet. „Natürlich sprechen wir mit unseren Schülern über Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. An unserer Schule gibt es das Schülerprojekt ,Augen auf – Rassismus schläft nicht‘. Auch die heutige Veranstaltung wird im Unterricht nachbearbeitet werden“, erklärt Claus Wilkens, Lehrer am Gymnasium.
Ein wichtiges Thema, darin sind sich alle einig. Johanna Hein, auch eine Schülerin des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums, findet es wichtig, Jugendliche darüber zu informieren, welche Auswirkungen fremdenfeindliche und rechtspopulistische Äußerungen haben können. „Aber mir gegenüber macht niemand solche Bemerkungen, da alle meine Haltung Migranten oder Flüchtlingen gegenüber kennen“, erzählt sie.
Eva Beikert, die ebenfalls die Schule am Dohlberg besucht, hätte sich noch etwa mehr Hilfestellungen gewünscht im Umgang mit Rechten. „Ich finde es schwierig, wie man Leuten gegenübertreten soll, die offensichtlich rechtsextrem und fremdenfeindlich und festgefahren in ihrem Weltbild sind. Die Referentin hat uns gesagt, man könne mit solchen Menschen nicht diskutieren, aber wenn ich nicht gegen deren Positionen angehen kann, fühle ich mich so machtlos“, erklärt die Schülerin. Dennoch sei die Veranstaltung für sie ein Gewinn gewesen, besonders die Diskussion am Ende zwischen Schülern, Lehrern und der Referentin fand sie sehr spannend. „Ich finde es klasse, dass es solche Aktionen für uns Schüler gibt.“

Confidentia in futurum