TG Lawrenz in Berlin
Die Berlinfahrt 2016 war geprägt von sehr gutem Wetter. Schon am Sonntag konnten wir nach einer knapp achtstündigen Fahrt den Sommer in Berlin genießen und ausgiebig essen gehen. Unsere erste Nacht im Jugendgästehaus war für einige eher kurz, da es am nächsten Morgen um 9 Uhr den ersten Pflichttermin im Verteidigungsministerium gab.
Bis zum Einlass in den Sicherheitsbereich besuchten wir im Bendlerblock das Ehrenmal für die Widerstandskämpfer vom 20. Juli 1944, die dort hingerichtet wurden. Hier entstand unser erstes Erinnerungsbild. Im Sicherheitsbereich des Ministeriums hörten wir uns den Vortrag eines Referenten an, der uns über die Struktur der Bundeswehr und die Auslandseinsätze informierte und Geschichten aus eigener Erfahrung zum Beispiel aus dem Kosovo beisteuern konnte. Am Nachmittag trafen wir uns in der Kulturbrauerei, wo unsere Fahrradtour durch Berlin startete. Zwar fuhren wir leider nicht an den Sehenswürdigkeiten Berlins vorbei, sondern an der Mauer, dafür besuchten wir den Invalidenfriedhof, auf dem unsere aktuelle Lektüre („Halbschatten“ von Uwe Timm) spielt. Dort konnten wir einige Gräber der nicht fiktiven Figuren des Romans finden, unter anderem den Gedenkstein für Marga von Etzdorf, deren Lebensgeschichte einen großen Teil des Romans einnimmt. Nach einem kurzen Abstecher in einen Biergarten traten wir die Rückfahrt zum Jugendgästehaus an.
Der Dienstag begann für uns sehr entspannt, da wir den Vormittag frei hatten und in kleinen Gruppen Berlin erkunden konnten. Dies gestaltete sich durch die Termine der anderen TGs zwar schwierig, konnte aber durch Kompromissbereitschaft in Punkto Programm der Gruppe gut gelöst werden. Um 13 Uhr begann die Führung durch den Bundesrat. In diesem Fall hatten wir ein wenig Pech mit der Führung, die uns eher unangemessen und unmotiviert dargeboten wurde. Wir konnten die Wandelhalle des Gebäudes sehen, einen kurzen Blick durch die Glastür des Sitzungssaales werfen und wurden schließlich in einen Raum gebracht, in dem der Sitzungssaal des Bundesrates mit Stühlen und Tischen nachgestellt worden ist. Dort erwartete uns ein Rollenspiel, in dem wir über einen Gesetzesentwurf abstimmen sollten. Unser Gesetz, das wir uns am Anfang selbst aussuchen durften, handelte von einer erneuten Fahrtauglichkeitsprüfung ab einem Alter von 65 Jahren. Nach Ausarbeitung und einigen Wortmeldungen der einzelnen Länder, die wir ohne ausreichende Anleitung verkörperten, wurde der Entwurf mit einigen Änderungswünschen durch unseren Bundesrat angenommen. Am Abend besuchten wir ein Theaterstück mit dem Titel „Gespräch über den abwesenden Herrn von Goethe im Hause Stein“ von Peter Hacks, in dem Charlotte von Stein einen Monolog über ihre Beziehung zu Goethe hält.
Da der Wannsee etwas außerhalb Berlins liegt, fuhren wir am Mittwochmorgen früh los, um pünktlich am Haus der Wannseekonferenz anzukommen. Die Ausstellung handelt von der Organisation der „Endlösung“ und Geschichten von Einzelschicksalen. Die Führung war sehr eindrucksvoll und mit vielen Denkanstößen und Empfehlungen versehen. Nachdem wir die Möglichkeit gehabt hatten, noch einmal alleine durch die Ausstellung zu gehen, verließen viele die Villa und gingen ans Wasser des Sees, der sogar eine angenehme Temperatur zum Schwimmen hatte. Um 17 Uhr hatten wir den gemeinsamen Termin Bundestag, der einen Vortrag auf den Tribünen und den Besuch der Kuppel beinhaltete. Der Vortrag auf den Tribünen war zwar weniger eingängig und eine Plenarsitzung wäre eine interessante Form des Bundestagsbesuchs gewesen, dafür ist der Ausblick aus der Kuppel einen Besuch wert. Im Anschluss an den Bundestag gingen wir gemeinsam in die Gaststätte „Aufsturz“, in der wir den Abend ausklingen ließen und die umfangreiche Getränkekarte durchprobierten.
Viel Freizeit konnten wir am Donnerstag genießen, an dem erst am Nachmittag das Historische Museum für alle, die nicht in das Gläserne Labor fuhren, auf dem Programm stand. Während sich die Führung des Historischen Museums mit der Epoche um Fontane beschäftigte, wurde im Gläsernen Labor DNA von Mundschleimhautzellen vervielfältigt und untersucht. Auch nach diesen Programmpunkten hatten wir freie Zeit zu unserer Verfügung, um Berlin unsicher zu machen. Am Abend wurde kurzfristig der Besuch einer Disco festgelegt, an dem jeder, der Interesse hatte, mitgehen konnte. Dieses Angebot nahm die Hälfte der Mitgefahrenen an und hob damit den Altersdurchschnitt in der Diskothek leicht an.
Der Freitag war für uns komplett zur eigenen Gestaltung, sodass wir genug Zeit hatten, alles zu erledigen, was wir in Berlin noch tun wollten. Abends gab es die Gelegenheit, sich am Ufer der Spree direkt am Bundestagsgebäude eine Lichtshow anzusehen, die sich mit der deutschen Geschichte befasste und viele Gänsehautmomente der Historie zeigte. Auch danach gab es Gelegenheit, den Abend und die Berlinfahrt ausklingen zu lassen, sodass die Abreise am Folgetag noch in weiter Ferne lag.
Die Abreise verlief wie die ganze Fahrt mit wenig Aufregung, sodass wir frühzeitig in Büdingen ankamen, durch „einen Kreisverkehr fuhren“ (nur für Insider!) und uns nicht weiter an dem schlechten Wetter des Samstages nach der sonnigen Woche in Berlin stören mussten.
Anna Schäfer (TG Lawrenz)