
Bei Gastfamilien in der französischen Partnerstadt Loudéac: Eine Erfahrung fürs Leben!
Ein Schülerinnenerfahrungsbericht, der uns Einblick gibt in das, was einen erwartet.
Am Mittwoch, dem 21. Mai traten wir unsere Reise um 6.30 Uhr am Frankfurter Hauptbahnhof an. Wir waren eine kleine Gruppe von zehn Personen, bestehend aus acht Mädchen sowie den Lehrern Frau Hilper-Heiden und Herr Köhler. Wir sind mit dem ICE-Zug von Frankfurt nach Paris, mit der Metro von der einen Station zur anderen und dann schließlich mit dem TGV von Paris nach Rennes gefahren. Dort wurden wir von Marie Bitaud, unserer Austauschlehrerin, empfangen. Mit einem Minibus sind wir dann schließlich nach Loudéac gefahren. Nach einer etwas holprigen Anreise trafen wir schließlich im Rathaus ein, wo wir vom Bürgermeister Herr Bruno le Bescaut, den Mitgliedern des Verschwisterungsvereins und unseren französischen Gastfamilien herzlich mit regionalem Gebäck und Getränken empfangen wurden. Dort haben wir auch zum ersten Mal unsere Austauschpartner persönlich getroffen. Nach einer kurzen Begrüßungsrede und Vorstellungsrunde begaben wir uns zu unseren Gastfamilien nach Hause. Obwohl es am Anfang kleinere Verständigungsprobleme gab, haben wir uns doch recht schnell einleben können.
Am Donnerstag, dem ersten Tag nach der Anreise trafen wir uns alle gegen 8 Uhr an der Schule unserer Austauschpartner, einem Collège. In der Schulmediathek wurden wir von der Schulleiterin Mme Lemaître und weiteren Lehrkräften begrüßt. Das Collège wurde uns kurz vorgestellt. Danach fuhren wir mit unseren französischen Austauschpartnern (unseren „Corres“) begleitet von dem dortigen Deutschlehrer Hr. Renaud und der Geschichtslehrerin Ann-Sophie nach Plouguenast. Dort wurden wir im alten, traditionellen Backhaus von Jean-Paul und seinem Team erwartet. Gemeinsam mit unseren „Corres“ bereiten wir einen Pizzateig, einen Crêpe- und einen Galette-Teig zu, die wir dann mit entsprechend hergerichteten Zutaten nach traditionellem Handwerk belegten und in gemeinsamer Runde unter freiem Himmel verköstigten. Mitglieder des Verschwisterungsverein waren auch dabei. Ein Akkordeon- und Dudelsackspieler ließ bretonische Lieder erklingen.
Auf der großzügig angelegten Rasenfläche vor der Dorfkirche spielte wir Fußball und ruhten uns aus. Nach einer kurzen Besichtigung der alten Dorfkirche und der sich im unmittelbaren Umkreis befindenden ehemaligen Waschhäuser sind wir weiter nach Bosmélác zu einem Kajak-Verleih gefahren, um eine Kanufahrt auf dem landschaftlich schön gelegenen See zu machen. Dort haben wir uns in Zweiergruppen eingeteilt und sind schließlich losgepaddelt. Auf dem Weg zurück gab es ein kleines Wettrennen. Zurück im Collège wurden wir um 17 Uhr wieder von unseren Austauschfamilien abgeholt und konnten gemeinsam den Abend genießen.
Am Freitag besuchten wir zum ersten Mal richtig die Schule in Loudéac. Am Eingang wurden zunächst die Rucksäcke kontrolliert. Um Punkt 8 Uhr wurde das Tor vor der Schule geschlossen und jeder, der danach zu spät kam und rein wollte, musste im Sekretariat klingeln. Da einige französische SuS bis 11 Uhr verpflichtend Unterricht hatten, gingen die restlichen SuS mit ihren Austauschpartner und Frau Hilper-Heiden und Herrn Köhler in der Zwischenzeit zum „Aquarev“, einem großen Sport- und Freizeitpark, den wir bereits am Ankunftstag kennengelernt hatten. Dort spielten wir Tennis und Basketball, suchten die Spielplätze auf und erkundeten den schön angelegten Park beim Spaziergang.


Um 11 Uhr waren wir zurück am Collège. Nachdem wir uns nach dem Klingeln in einer Reihe aufgestellt haben, um von dem dortigen Deutschlehrer abgeholt zu werden, begaben wir uns in den Deutschunterricht. Anders als bei uns dauert in Frankreich eine Schulstunde ca. 55 Minuten. Der Deutschlehrer hatte einige Arbeitsblätter vorbereitet, die jeweils ein deutscher S mit seinem französischen Austauschpartner bearbeiten sollte (Inhalt: dt. u. frz. Redewendungen im Vergleich, Landeskunde, Wissen um die Bretagne, Grammatik, Wortschatz, Wissen um das Collège, Textproduktion in Form einer Erzählung). Des Weiteren nahmen wir an einem Technikkurs teil, bei dem die französischen SuS ihre Abschlussarbeit nach der 9 Klasse (franz. Brevet) praktisch in der Stunde vorbereiteten. Die deutschen Schüler und Schülerinnen ( = SuS) partizipierten vor allem am Musikunterricht der französischen SuS. In diesem wurden Musikinstrumente, auch typisch bretonische, vorgestellt und gespielt, traditionell bretonische Tänze eingeübt und Landeskunde in Hinblick auf die Bretagne sowie dessen Regionalsprache (das Bretonische) von Frau Bitaud unterrichtet. Zu Mittag erfolgte ein gemeinsames Mittagessen in der Schulkantine. Da das Collège eine Ganztagsschule ist, gehen alle französischen SuS zum Mittagessen in die Kantine und essen dort das täglich wechselnde Menü. Die Schule war was Essen und Trinken angeht ziemlich streng, denn man durfte außerhalb der Kantine keine Mahlzeiten oder Snacks einnehmen. Nach der Mittagspause ging der Unterricht bis um 14.30 Uhr weiter. Wir sind anschließend zu Fuß zu der Médiathèque der Stadt gelaufen, haben dort VR-Brillen ausprobiert, um einen der vielen Dokumentationsfilme zu sehen, haben Bücher durchstöbert und gemeinsam eine 3D Dokumentation über die wiederaufgebaute Kathedrale Notre-Dame de Paris gesehen. Ab 16.30 waren wir dann wieder in den Familien.
Das Wochenende verbrachte man ziemlich unterschiedlich. Am Samstag gab es das Angebot in Saint-Caradec an dem traditionell, bretonischen Fest-Deiz teilzunehmen. Dort haben wir bei traditionell-bretonischer Musik bretonische Tänze getanzt. Eine Band hat live gespielt und dazu haben Kinder gesungen und getanzt. Deutsche und Bretonen jeden Alters sind miteinander über Musik und Tanz in Kontakt gekommen. Im Anschluss gab es die Möglichkeit in Saint-Caradec an einer Kunstausstellung unter freiem Himmel teilzunehmen. Bei der Vernissage konnten Gemälde vom bretonischen Maler Lucien Pouëdras bewundert werden. Einige deutsche SuS haben mit ihren Gastfamilie das Angebot wahrgenommen, andere deutsche und französische SuS haben sich am Wochenende als Gruppe getroffen, um gemeinsam etwas zu unternehmen. Am Samstag ist z. B. eine kleine Gruppe von uns zu McDonalds und im Anschluss zu der uns bereits bekannten Sportanlage “Aquarev” gegangen. Der Sonntag wurde individuell von jeder Familie anders gestaltet.
Am Montag traf sich unsere Gruppe wieder um 8 Uhr am Collège. Die deutschen SuS nahmen am Sportunterricht der französischen SuS und im Anschluss am Musikunterricht von Frau Bitaud teil.
Es wurde über den Schüleraustausch gesprochen und die französischen SuS lernten in einem Schnellkurs einige deutsche Sätze, die von den deutschen SuS in Kleingruppen geleitet wurden. Es folgten Übungs- und Vorbereitungsphasen für das am Nachmittag anstehende Konzert im Musikraum des Collèges, bei dem auch typisch bretonische Instrumente wie die Bombarde vorgestellt wurden.
Um 13 Uhr gab es dann das kleine Konzert, bei dem die musikalisch-aktiven deutschen und französischen Schüler sowie Herr Köhler jeweils ein Stück zum Besten gaben.
Auch hier waren wieder einige Mitglieder des Verschwisterungsvereins, die Schulleiterin sowie verschiedene musikalisch interessierte Schüler anwesend. Um 16:30 Uhr wurden alle SuS am Collège von ihren Gastfamilien abgeholt und verbrachten den Abend in ihrer Gastfamilie.


Am Dienstag um 8 Uhr trafen wir uns am Collège. Wir fuhren am letzten Tag vor der Abfahrt mit Kleinbussen und Autos nach Pleumeur-Bodou zur Cité des Télécom und zum Radôme. Dort besuchten wir drei Ausstellungsbereiche des Film- und Technikmuseums: Zuerst „Spezialeffekte im Film“, bei dem wir an interaktiven Stationen aktiv die Effekte kennenlernen und ausprobieren konnten, die so auch in Filmen verwendet werden. Danach den Bereich der Virtuellen Realität. Zum Schluss besuchten wir nach einem gemeinsamen Picknick im Parc du Râdome auch die Ausstellung zum Râdome.
Im Anschluss fuhren wir weiter an die Küste zu der “Côte de Granit Rose“. Dort hatte sich das Meer aufgrund der Ebbe weit zurückgezogen. Wir sind dort ein wenig auf den großen rötlich gefärbten Felsen, die den Küstenstreifen säumen, herumgeklettert, haben Muscheln gesammelt, die Zeit mit Ballspielen verbracht und die schöne Aussicht genossen. Ebenso konnten wir mit bloßem Auge verfolgen, wie die Flut kam.
Um 18:30 wurden die SuS von der Gastfamilie wieder am Collège abgeholt und verbrachten den Abend in ihrer Gastfamilie.
Am Mittwoch, dem Tag der Abfahrt, trafen wir uns ein letztes Mal um 8 Uhr an der Schule. Die französischen und deutschen Austauschschüler erhielten die Möglichkeit sich im CDI (Bibliothek) selbstständig zu beschäftigen. Im Anschluss erfolgte eine gemeinsame Feedback-Runde worauf die Verabschiedung von der Hauptorganisatorin und Musiklehrerin Marie Bitaud erfolgte, bei der sie bei kühlen Getränken und einem kleinen Imbiss ein Geschenk zum Dank erhielt.Beim Verlassen des Collèges erwarteten uns am Eingang die uns vertraut gewordenen Mitglieder des Verschwisterungsvereins. Wir verabschiedeten uns auch von diesen und fuhren in Fahrgemeinschaften Richtung Rennes. Um 11.30 Uhr saßen wir schließlich im TGV-Zug nach Hause. Wir mussten wieder in Paris umsteigen und mit der Metro zu einer anderen Station fahren, doch schließlich saßen wir im finalen ICE-Zug. Nach vier Stunden wurden wir gegen Abend in Frankfurt von unseren Familien empfangen und fuhren z.T. in Fahrgemeinschaften heim nach Büdingen.
Unser Fazit: Alles in allem war der Austausch eine schöne Erfahrung. Trotz anfänglichen Kommunikationsschwierigkeiten konnte man sich durch Gesten und einfache Worte gut verständigen. Wir hatten großes Glück mit unseren Gastfamilien, denn alle waren sehr freundlich. Wir hoffen, weiterhin mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Dieser Austausch war für uns eine Erfahrung fürs Leben. Wir hatten nicht nur einen Einblick in den schulischen Alltag, sondern auch in das private Leben der jeweiligen Familie. Wir konnten zwar nicht jeden Unterricht aufgrund von Platz- und Zeitproblemen miterleben, dennoch war es eine wundervolle Erfahrung, die wir jedem empfehlen, der die Möglichkeit dazu hat.

Text von Victoria Herzing, Sophie Fouraté, Christina Scheuermann und Fr. Hilper-Heiden