| ,

Wetterauer Schulpreis 2016 geht an das Projekt „Augen auf – Rassismus schläft nicht“

Kreisanzeiger vom 02.12.2016

BÜDINGEN – (ihm). Die Aula des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums ist voll, als der Wetterauer Schulpreis verliehen wird. „Ein wunderschöner Anlass, denn es zeigt, dass junge Menschen anpacken“, erklärt Landrat Joachim Arnold (SPD). Der Kreis zeichnet die Gruppe „Augen auf – Rassismus schläft nicht“ des Büdinger Gymnasiums sowie Gareb Salem (19) von der Gesamtschule Konradsdorf aus.
img_1189In roten T-Shirts sitzt eine große Gruppe Schüler des Gymnasiums in einem Flügel des Publikums. Gespannt warten die Jugendlichen auf den Beginn der Veranstaltung, bei der ihnen der Landrat und Erster Kreisbeigeordneter Jan Weckler (CDU) den Wetterauer Schulpreis verleihen werden. Anlass ist ihr Engagement gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Wie Schulsprecher und Gruppenmitglied Niclas Niederwieser dem Kreis-Anzeiger schildert, ist die Initiative vor zwei Jahren im Zuge einer Projektwoche durch Schüler angestoßen worden, die mittlerweile Abitur gemacht haben. Sie setzten die AG nach der Projektwoche fort, nun unter federführender Leitung eines Pädagogen. „Herr Wilkens war mein ehemaliger Klassenlehrer. Er hat immer mal wieder davon erzählt“, berichtet Niclas. Der heute 16-Jährige lernte das Projekt kennen; „ich fand das Thema wichtig und angemessen, mich zu engagieren und mitzumachen.“ So sei es auch anderen Schulkameraden gegangen, die ebenfalls einstiegen. „Über 20 Schüler und mehrere Lehrer sind in der aktuellen Gruppe.“ Die AG zeige Filme zum Rechtsradikalimus, vor zwei Wochen beispielsweise „Das Labyrinth des Schweigens“, wofür die ganze Oberstufe unterrichtsfrei bekam. „Wir nehmen an Fortbildungen teil, machen viel Aufklärungsarbeit, wir gehen in die Klassen, halten Referate und arbeiten in der Projektwoche“, erklärt der junge Mann. Ferner gehöre dazu, Präsenz zu zeigen und das Gespräch zu suchen, etwa mit Ständen beim Tag der offenen Tür und bei Schulfesten. „Wir nehmen auch an Außenveranstaltungen teil“, sagt Niclas Niederwieser. Am Gedenktag zur Pogromnacht etwa, als er und Johannes Ruppert einen Vortrag im Heuson-Museum hielten.
Zugegen ist auch Gareb Salem von der Gesamtschule Konradsdorf, der eine Belobigung bekommt. Wie der stellvertretende Schulleiter Gottfried Schmoranzer im Gespräch mit dieser Zeitung erzählt, sei Gareb in der Flüchtlingshilfe seines Wohnorts tätig, aber auch in der schuleigenen Anti-Rassismus-Gruppe. Zu einer sehr wichtigen Person sei er geworden, als eine große Zahl von Flüchtlingen an die Schule kam. „Ganz oft wurde sein Name vom Sekretariat durchgerufen, weil er verschiedene arabische Dialekte spricht.“ Der 19-Jährige sei Übersetzer, Beschützer und Vertrauensperson für Flüchtlingsjugendliche, was er auch in die Welt trage. „Wir hatten im Oktober eine Austauschveranstaltung in Norwich in England, an der er teilgenommen und an einem Willkommens-Workshop für Flüchtlinge mitgewirkt hat“, sagt Schmoranzer.
Joachim Arnold ist voll des Lobs für die engagierten jungen Leute. „Ihr zeigt, dass Schüler teilhaben, den Erwachsenen noch etwas vormachen können, dass sie Rückgrat haben und durchhalten können.“ Der Schulpreis solle den Einsatz sichtbar machen, die Akteure motivieren und als Vorbild dienen.
Bürgermeister Erich Spamer (FWG) freut es ebenso. Sein größter Wunsch sei ein nazifreies Büdingen, „umso wichtiger ist da Engagement von jungen Menschen, um zu vermitteln, auf welche Werte es in der Gesellschaft ankommt“. Laut Erstem Kreisbeigeordneten Jan Weckler wird der neu konzipierte Wetterauer Schulpreis zum zweiten Mal verliehen. Geehrt würden Projekte auf den Gebieten Umwelt, Soziales, Kultur und Sport. Dotiert ist der Preis mit 2500 Euro, gestiftet von der Sparkasse Oberhessen. Schulleiterin Dr. Anne Zingrosch vom Gymnasium und der Konradsdorfer Konrektor bedanken sich, eingerahmt von musikalischen Darbietungen, unter anderem von Gareb Salem, Isariya Gleiber, Michelle Wohlfahrt (alle Gesang) und Joerg Dinkelmann (Klavier).

Fotos: RZ

Confidentia in futurum