Extremismus-Präventionstage am WEG
„Wenn Extremismus fernsehtauglich wird, ist Wachsamkeit geboten!“
Die Stufe Q2 des WEG führte erneut in Kooperation mit dem Hessischen Landesamt für Verfassungsschutz zwei Projekttage zum Thema „Extremismus“ durch. Der Kurs Q2 GK FL absolvierte diese im Rahmen eines Sonderprogramms gemeinsam mit den beiden LiV Frau Keppler sowie Herrn Chadik. Die gesamte, seit nunmehr zwei Jahren jährlich stattfindende Veranstaltung, wurde wieder von der Demokratie-Werkstatt des WEG unter der Leitung von Jan Eckhardt und Michael Dickert in Kooperation mit dem Verfassungsschutz organisiert.
Die Notwendigkeit der Sensibilisierung von Schülern, die der hessische Verfassungsschutz im Rahmen der Workshops unterstützt, hat seinen Grund, der sich beispielsweise in der scheinbar solidaritätsfähigen Propaganda von Linksextremisten zeigt: „Gegen Faschismus und für die Umwelt!“ – Das klingt nicht nur gut, sondern sorgt auch für Akzeptanz in der Zivilgesellschaft. Doch die verschleierte Ideologie besitzt hohes Gefährdungspotenzial: Besonders wenn die Verbreiter dieser Ideologien mit „Rettet die Meere“ und „Stoppt den Klimawandel“ auf „Fridays for Future“ Sympathiepunkte bei Jugendlichen sammeln – auch wenn diese eigentlich so gar nichts mit marxistisch-leninistischen Zielen anfangen können. Der Slogan „Klimaschutz ist Antifa“ ergibt zwar keinen Sinn, gut wird die Arbeit für die Umwelt aber trotzdem empfunden. Denn einmal ist da die geteilte Abneigung gegen Faschisten und wenn man es nur oft genug hört, dass Klimagerechtigkeit nur im Kommunismus geht, dann glaubt man es auch irgendwann. Und das ist sogar noch „ehrliche Propaganda“, denn so unverblümt hört man das Wort Kommunismus in den linksextremen Reihen gar nicht – stattdessen nutzt man lieber „soziale Gleichheit und Freiheit“. Dass der Marxismus auch anschlussfähig für strukturelle Gewalt und systemimmanente Intoleranz ist, welche den Unterdrückungsapparat lediglich austauscht und man nach der großen Befreiung für alle lange suchen kann, springt hier natürlich nicht ins Auge. Wie auch, wenn immer nur mit Antithemen und Feindbildern geworben wird, wo selbst der Demokratiefreund nur zustimmen kann. Diese Unterwanderungen aktivistischer Aktivitäten von „Nazis raus!“ bis hin zu „Danni bleibt!“ sind täuschend und bedürfen Aufklärung bei Jugendlichen.
Doch nicht jeder Rechtsextremist ist ein Nazi: „Die Neue Rechte“ ist in ihrem Gedankengut isoliert vom Holocaust und beruft sich stattdessen auf die „Konservative Revolution“, eine Bewegung konservativer Eliten zu Zeiten der Weimarer Republik, die nichtsdestotrotz auch antisemitische Züge innehatte. Auch das Stigma des gewaltbereiten, bildungsfernen Rechtsextremen greift hier nicht mehr: Stattdessen hat man es nun mit Akademikern zu tun, innovative Köpfe, die Theoriearbeit betreiben und sich anstatt des „Kampfes um die Straße“ einen „Kampf um die Köpfe“ leisten. Durch einen breiten Instrumentenkasten und professionelle Marketingstrategien wird es für diese Intellektuellengruppen leichter, Rechtsextremismus populärkulturell neu zu verpacken und so für das Falsche zu mobilisieren. Es ist nicht mehr der sozial schwache Bodensatz der Gesellschaft, der sich in seinem Ausländerhass Prügeleien leistet, sondern diskursorientierte Analytiker, die mit gekonnten Untergangsmetaphoriken werben und ihr Politikverständnis heroisch-ästhetizistisch inszenieren. So wird die „Neue Rechte“ dynamisch und vor allem fernsehtauglich und macht sich an die Durchsetzung antidemokratischer Positionen in Form einer Kulturrevolution von rechts.
Und als würde dies das Erkennen von Rechtsextremismus nicht schon schwer genug machen, gibt es sogar rechte Radikale, die sich als bunt ausgeben: Sie werben mit einem „Bewahren der indigenen Kulturen“ und einem „Schützen von Tradition und Geschichte“. Dahinter steckt jedoch ein Schubladendenken, das jedem Menschen einen festgelegten Wesenskern zuweist, denn die Ethnie eines jeden verwurzele diesen fest an einen Ursprung. Kurz gesagt: Jeder solle da bleiben, wo er herkommt. Das dahinterstehende Programm, die „Reconquista gegen den großen Austausch“, stellt sich als Verteidigung gegen die feindliche Invasion der Migration dar und schon wieder werden Notsituationen à la „Untergang des Abendlandes“ stilisiert. Was mit „0% Rassismus“ beworben wird, bedeutet dann Deportationen von Millionen von Menschen und lassen Verschwörungen rund um eine jüdische Weltherrschaft brodeln.
Um den Lernenden einen Einblick in rechtsextremistische Gruppierungen zu geben, wurde ein Video vom Ex-Neonazi Philipp Schlaffer angeschaut, der in einer Talkshow darüber spricht, wie es zu seiner Radikalisierung kam und warum er „ausgestiegen“ ist. Dazu gab es einen Beobachtungsauftrag, bei welchem die Lernenden die Gründe notieren sollten, die er für seine rechtsextremistische Radikalisierung nennt. Auch wurde in diesem Kontext im Plenum besprochen, was man machen kann, wenn man mit extremistischen Strömungen in Kontakt kommt. Daran anschließend wurde noch ein genauer Blick auf den Linksextremismus genommen, der anhand eines Comics erarbeitet werden sollte. Dabei sollten die Lernenden anhand von Leitfragen die Ideologie der Linksextremisten erarbeiten.
Antisemitische Elemente weist aber auch der Islamismus auf, für dessen Erkennen die Schüler ebenfalls fit gemacht wurden: Denn auch in dieser Sparte des Extremismus werden Cyberkultur und Codes genutzt, um für Jugendliche attraktiver zu erscheinen. Zu betonen ist, dass klar zwischen der Religion des Islam und dem Islamismus unterschieden werden muss: eine Religion, welche allein den privaten Raum des Gläubigen betrifft, gehört klar differenziert von Vertretern politischer Ideologien, die die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen formen wollen und sich dabei gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung richten. Ganz besonders radikale Gruppen, wie beispielsweise der zu den Jihadisten gehörende „Islamische Staat“, ist durch seine klare Gewaltbereitschaft und ein großes Anziehungspotential über soziale Netzwerke für Jugendliche gefährlich. Eine bedingungslose Unterordnung und Entwertung der menschlichen Würde wird hierbei mit jugendkulturellen Elementen vermischt und ausgelebt und den nach Anerkennung Suchenden ein starkes Zugehörigkeitsgefühl gegeben.
Egal wo man in Sachen Extremismus hinschaut, steht so die Forderung, die Jugend fit zu machen und zu sensibilisieren, denn der oft unverfängliche Charakter des Extremen verzerrt das Realitätsverständnis. Der Verfassungsschutz des Landes Hessen rät also zur Wachsamkeit!
Theresa (Q2), Isabelle Keppler, Christian Chadik