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Runder Tisch 2019 – Bolsonarismo in Brasilien

Zum alljährlichen Runden Tisch, organisiert von der Kobra-Kooperation für Brasilien e.V. aus Freiburg, fanden sich auch dieses Jahr wieder zahlreiche interessierte und engagierte Menschen in der europäischen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte in Weimar zusammen. Die Tagung fand vom 8.-10. November statt und war mit ungefähr 130 Teilnehmern bisher eine der teilnehmerreichsten Tagungen im Rahmen des alljährlich stattfindenden Runden Tisches. Dieses Jahr war dieser dem Thema „Bolsonarismo in Brasilien – Unternehmen und Menschenrechte“ gewidmet und begann bereits sehr erfolgsversprechend mit einem Vortrag zum Thema „Ideologie und Wirklichkeit – Brasilien aktuell“ am Freitagabend. Wir haben uns besonders gefreut, dass Marilene „Leninha“ Alves de Souza mit auf dem Podium (s. Bild 3) saß. Sie war bei uns am Gymnasium 2015 zu Besuch und ist mittlerweile die erste schwarze Abgeordnete im Landtag von Minas Gerais.   Am nächsten Morgen ging es weiter mit dem ersten Plenum zum Thema „Unternehmensverantwortung weltweit – eine Utopie?“, in dem Dr. Klaus Schilder des Hilfswerks Misereor erklärte, warum Unternehmensverantwortung deutscher und europäischer Unternehmen besonders in Ländern wie Brasilien so wichtig sei. Dies veranschaulichte er an dem Beispiel des Dammbruch-Unglücks in Brumadinho im Januar 2019, bei dem 270 Menschen ums Leben kamen und bis heute nicht vollständig geborgen werden konnten. TÜV Süd habe den Damm des Konzerns Vale aufgrund großen Drucks seitens des Konzerns als sicher zertifiziert, obwohl er offensichtliche Sicherheitslücken aufgewiesen habe und es deutliche Warnzeichen vor Bruch des Damms gab. Hochproblematisch ist, dass die Betroffenen kaum Chancen haben, gesetzlich gegen die Unternehmen vorzugehen, die tagtäglich Menschenrechtsverletzungen begehen. TÜV Süd ist mittlerweile aufgrund der mangelhaften Zertifizierung wegen einer Ordnungswidrigkeit in Deutschland angeklagt. Außerdem stellten Katharina Boerlin und Yvonne Zimmermann die „Konzernverantwortungsinitiative Schweiz“ vor, welche die in der Schweiz ansässigen Großkonzerne durch eine Volksinitiative zu mehr Verantwortlichkeit und bessere Einhaltung der Menschenrechte zwingen soll.
Danach teilten wir uns in fünf Foren auf, in denen es Ziel war, ein Positionspapier an die politische Ebene Deutschlands und der Schweiz (BMZ, BMU und politische Vertreter*innen) zu verfassen, in dem wir Forderungen für Entwicklungszusammenarbeit der europäischen Regierungen mit der Regierung Bolsonaros stellten, um einen besseren Schutz der Menschenrechte und Umwelt zu gewährleisten. Es gab Projektgruppen zu den Themen Rohstoffe – Bergbau, Waffen – Sicherheit versus Gewalt, Finanzen – Banken und Versicherungen, Agrarproduktion – Gift versus Ökologie und Entwicklungszusammenarbeit. In den Projektgruppen gab es zunächst eine kleine Vorstellung des Themas von Expert*innen, dann haben wir uns in Kleingruppen aufgeteilt und selbst Forderungen erarbeitet, welche wir dann vorstellten und in das Positionspapier einarbeiteten.
Am Samstagnachmittag wurde noch der Markt der Möglichkeiten veranstaltet, bei dem Projekte die Möglichkeit hatten, sich vorzustellen, wir Kontakte knüpfen und rege Diskussionen führen konnten. Hier konnten auch wir unser Schüler-Projekt „Schüler helfen“ zahlreichen Interessierten vorstellen, das in den Jahren beim Runden Tisch immer Interesse findet. U.a. freuten wir uns auch dabei Manuel Gylser von heks aus der Schweiz kennenzulernen, da heks für uns in den letzten Jahren immer ein wichtiger Gesprächspartner für die brasilianische Situation und das Thema „Wasser“ gewesen ist.
Für den Samstagabend war dann noch eine Andacht und im Anschluss die Festa Brasilieira geplant, die mit brasilianischer Musik und selbstgemachtem Caipi ein voller Erfolg war.
Der Runde Tisch 2019 endete mit einer „Fishbowl“, also einer Diskussionsrunde, in der alle die Möglichkeit hatten, zum Thema „Regularien oder Boykott – Strategien und Aktivismus“ in die Diskussion einzusteigen und die Ergebnisse der Foren darzustellen.
Somit ging der Runde Tisch 2019 am Sonntagmittag zu Ende und hat für viele wichtige Erkenntnisse gesorgt und Leitlinien für die zukünftige Entwicklungszusammenarbeit geschaffen.

Sophia Schick

Nähere Informationen und eine Dokumentation finden sich:

https://www.kooperation-brasilien.org/de/veranstaltungen/runder-tisch-brasilien/rtb-2019 

Confidentia in futurum