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„Hass zerstört das Herz“ – Demokratie-Werkstatt des WEG besucht Vortrag von Éva Fahidi

94 Jahre alt ist Éva Fahidi, die die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Buchenwald überlebte, jetzt. Lange Zeit konnte sie nicht über das sprechen, was sie als ungarische Jüdin während des Holocaust erlebte. Inzwischen schafft sie mit dem, was sie erzählt, eine gewaltige Wirkung, was wir als Demokratie-Werkstatt des WEG am Montagabend, den 11.11.2019, selbst erleben durften. Unter Begleitung unserer Projektlehrer Herrn Wilkens und Herrn Dickert nahmen wir an einer vom Büdinger Bündnis im Heuson-Museum organisierten Veranstaltung teil.
Die Ausgrenzung der Juden, insbesondere in ihrem Heimatland Ungarn, hätte schon lange vor dem 3. Reich und der Machtübernahme Hitlers angefangen, so Frau Fahidi. Nicht nur, dass es Antisemitismus in der ungarischen Gesellschaft gab, es gab auch dort ab den frühen zwanziger Jahren judenfeindliche Gesetze. Nach der deutschen Besetzung Ungarns im Jahre 1944, lieferte die ungarische Staatsgewalt sämtliche jüdisch-stämmige Ungarn an die Deutschen aus. Vom Ghetto aus kamen Frau Fahidi und ihre Familie nach Auschwitz. Sofort nach der Ankunft wurde Frau Fahidi von ihrer Mutter und Schwester getrennt, welche in den Gaskammern ermordet wurden. Der Vater starb wenig später an den Verhältnissen im Lager. Laut eigener Aussage hatte sie unheimliches Glück im Unglück, denn sie wurde von der SS in eine Gruppe von vier anderen jüdischen Mädchen gesteckt, die sich in eben jener Konstellation teils schon kannten und einander stützten und halfen. Diese Gruppe blieb ihr auch nach der Überführung in ein Außenlager des KZ Buchenwald Mitte August 1944 zur Zwangsarbeit und auf einem im März 1945 folgenden Todesmarsch erhalten.
Ruhig und gefasst berichtet Éva Fahidi heute davon, was ihr vor mehr als 70 Jahren widerfahren ist. Ich persönlich dachte lange, dass man irgendwann versucht, so etwas zu verdrängen, aber da habe ich mich wohl, insbesondere in Bezug auf Frau Fahidi, geirrt. Sie erzählt mit ruhiger Stimme und sehr gefasst. Was man ihr Grausames angetan hat, aber auch, wie viel Glück im Unglück sie immer wieder gehabt hat. Sie lässt bei ihren Erzählungen und Ausführungen immer wieder durchblicken, dass sie die SS, die Leute, die ihr das angetan haben, nicht oder nicht mehr hasst. Man könnte diese Menschen, die einem so etwas antun, natürlich nicht lieb haben. Aber man wollte sie irgendwann nicht mehr hassen. Hass zerstöre das Herz, und ein von Hass besessenes Herz möchte niemand, erklärte Frau Fahidi auf die Frage eines Schülers hin. Aber sie werde nie vergessen, was für eine Erlösung es war, als sie die Panzer der Alliierten gesehen hätte.
Sie erzählte am Ende, dass sie sich wünsche, dass ein Satz dessen, was sie gesagt hätte, im Kopf eines jeden Schülers und ein halber Satz im Kopf der Erwachsenen verbleiben würde. Dann habe sie ihr Ziel erreicht.
Sehr geehrte Frau Fahidi, ich glaube, dass Sie sich keine Sorgen machen müssen. Bei den meisten dürfte wesentlich mehr verblieben sein!

Hannes (9d)

Confidentia in futurum