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Fiktive Wahl: Büdinger Schüler für CDU und gegen AfD

Kreisanzeiger vom 20.09.2018 – Text/Foto: Susanne Kleinmann

Sehr zufrieden zeigen sich die Veranstalter mit dem Ergebnis der U18-Wahl, die das Wolfgang-Ernst-Gymnasium zusammen mit der Schule am Dohlberg in den vergangenen Tagen in Büdingen veranstaltet hat. Der fiktiven Wahl vorangegangen war eine Podiumsdiskussion mit Vertretern von Jugendorganisationen der Parteien, die vorläufigen Schätzungen nach bei der Landtagswahl über fünf Prozent kommen würden (der Kreis-Anzeiger berichtete).
Simon Ruben Schäfer, Schulsprecher des Gymnasiums, ist froh, dass nur wenige Schüler ihre Stimmen an rechte Parteien gegeben haben. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis der U18-Wahl. Dass die Wahlbeteiligung des Büdinger Gymnasiums bei knapp 71 Prozent liegt, finde ich klasse“, freut sich der Schulsprecher. Das Ergebnis der Wahl spiegele seiner Meinung nach die momentane Stimmung im Land wider. Die fiktive Abstimmung gewonnen hat bei der Erststimme die CDU mit 36 Prozent. Es folgt die Linke mit 16,9 Prozent. Dahinter liegen die Grünen mit 15 und die SPD mit 12,5 Prozent. Die FDP holte 8,8 Prozent der Stimmen, und die AfD bildete mit 1,9 Prozent weit abgeschlagen das Schlusslicht der Abstimmung.
„Die Auftritte der verschiedenen Parteivertreter während der Podiumsdiskussion hatten sicherlich Einfluss auf unsere Stimmabgabe. Gerade der Repräsentant der Jungen Union hat Themen angesprochen, die junge Leute interessieren“, resümiert Felix Pfitzmeier, stellvertretender Schulsprecher. Lothar Euler vom Büdinger Bündnis für Demokratie und Vielfalt, das zu den Organisatoren der U18-Wahl gehört hatte, ist beeindruckt davon, dass die Schüler offensichtlich erkannt hätten, dass der Vertreter der AfD inhaltslose Polemik verbreitet habe, der die Schüler sich nicht anschließen wollten. Dieser Meinung schließt sich auch Helmut Walter, Fachbereichsleiter Geisteswissenschaften des Gymnasiums, an: „Offensichtlich trägt die Arbeit an unserer Schule, die politische Bildung, Früchte. Das Wahlergebnis zeigt, dass unseren Schülern demokratische Werte wichtig sind.“
Demokratie merke nicht, wenn sie missbraucht werde, so Lothar Euler. Vor 85 Jahren habe sie dazu beigetragen, dass sie sich selbst abgeschafft habe. Dem müsse man etwas entgegensetzen. Deshalb sei Euler sehr froh, dass die Parolen der rechten Parteien bei den Schülern des Büdinger Gymnasiums offensichtlich keinen Anklang gefunden hätten. Den hohen Stimmenanteil für die CDU erklärt sich Simon Ruben Schäfer aus der Tatsache heraus, dass Schüler seiner Generation gar nichts anderes kennengelernt haben, als Kanzlerin Angela Merkel. „Uns geht es doch gut, wir leben in Frieden und wirtschaftlicher Sicherheit. Vermutlich möchten wir gar nicht, dass sich etwas ändert“, so der Schulsprecher. Das sieht auch Helmut Walter so: „Viele unserer Schüler kommen aus dem Bildungsbürgertum. Ich denke, dass das Elternhaus eine große Rolle bei der Wahl gespielt hat.“
Sehr positiv sei ihm aufgefallen, dass einige Schüler nach der Podiumsdiskussion noch in der Halle geblieben waren, um mit den Parteivertretern oder untereinander zu diskutieren. Das Interesse sei definitiv vorhanden.
„Wenn wir das erreichen, dass Schüler freiwillig über Politik reden, dann haben wir viel gewonnen. Denn an solche Veranstaltungen erinnern sich die Schüler auch nach ihrer Schulzeit noch“, so der Lehrer. Auch Lothar Euler ist begeistert von dem, was die Schülervertretung auf die Beine gestellt hat. „Wir konnten das aber nur so gut umsetzen, weil es von unseren Vorgängern, Lotte Neuhaus, Lilli Uhdris und Joshua Schäfer, Mitglieder der letztjährigen Schülervertretung, so gut vorbereitet war. Ohne die Vorarbeit dieser drei wäre die Wahl gar nicht möglich gewesen“, so Schäfer.
Die Schüler der benachbarten Schule am Dohlberg nutzten die Möglichkeit der U18-Wahl dagegen nur in einem sehr geringen Umfang. Gerade einmal fünf von 35 stimmberechtigten Schülern gaben ihre Stimme ab. Obwohl auch die Kollegen der Schule am Dohlberg im Unterricht über die Landtagswahl und die Möglichkeit, schon einmal bei einer U18-Wahl eine Stimmabgabe zu proben, gesprochen hatten, schien es dort kein Interesse an der Wahl zu geben.
Tobias Michel, Leiter der Haupt- und Realschule, erklärt sich das so: „Man könnte das Ergebnis der Wahl so interpretieren, dass höhere Bildungsschichten eher zur Wahl gehen. Das spiegelt sicher auch unsere Gesellschaft wider.“ Er bedauert es sehr, dass die Wahlbeteiligung der Schüler seiner Schule so gering war, denkt aber auch, dass es sicher eine Hemmschwelle gegeben habe, da die Wahl in den Räumen des Gymnasiums stattfand.
Das sieht denn auch Simon Ruben Schäfer so. „Es wird eine Nachbesprechung mit allen Beteiligten geben. Ich denke, dann werden wir auch darüber sprechen, wie wir mehr Schüler ins Boot holen können“, meint der Schulsprecher. Insgesamt sind sich aber alle Beteiligten einig, dass die Veranstaltung als Erfolg für die Organisatoren gewertet werden kann.

Confidentia in futurum