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WEG auf Demokratiekonferenz vertreten

Die Demokratiekonferenz 2018 in der Willi-Zinnkann-Halle stand ganz im Zeichen des Holocaust-Gedenktags und wurde mit der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano, die am darauf folgenden Sonntagabend auch in der ARD-Sendung „Anne Will“ zu Gast war, besonders geehrt. Mit ihren 93 Jahren war dies ein besonders eindrucksvoller Gast.
Die Projekte „Schüler helfen e.V.“, die Demokratie Werkstatt und auch das Schülerprojekt „Augen auf – Rassismus schläft nicht!“ gaben den Besuchern Informationen über ihre Arbeit. Dazu waren drei Stände mit verschiedenen Präsentationen aufgebaut und sowohl Schüler als auch Lehrer standen Rede und Antwort. In einer Interviewrunde wurden von Patricia Müller und Annika Wenzel weitere Informationen zu den Projekten und dem Engagement der Schüler gegeben.
Insgesamt konnte sich die Schule gut präsentieren, was durch die vielen positiven Rückmeldungen der Besucher deutlich wurde. (WL)


Dieser Kampf lohnt sich – Kreisanzeiger vom 28.01.2018 (Text: Kleinmann)

BÜDINGEN – „Ihr hättet nein sagen müssen.“ Diesen Satz des Generalstaatsanwaltes Fritz Bauers, der in der Nachkriegszeit konsequent nationalsozialistisches Unrecht strafrechtlich verfolgte und einen großen Anteil am Aufbau einer demokratischen Justiz hatte, stellte Dr. Udo Stern, stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins „Mitmischen“ des Bundesprogramms „Demokratie leben“ in den Fokus seiner Begrüßung anlässlich der dritten Demokratiekonferenz. Diese fand am Samstagabend in der Willi-Zinnkann-Halle in Büdingen statt.
Stern verwies in seiner Begrüßung auf die Demokratie als Stärkung der Zivilgesellschaft und die Bedeutung einer solchen Veranstaltung, an der sich Menschen aller Altersklassen zusammenfinden, um sich über demokratische Werte und die Entwicklung der Gesellschaft Gedanken zu machen. Maßgeblich organisiert hatte den Abend Eva Ettingshausen, Koordinatorin des Projektes „Demokratie leben“.
Schon im Foyer des Bürgerhauses erhielten die Besucher Informationen zu zahlreichen Projekten und Angeboten. Die Freiwilligenagentur „Altenstadt aktiv“, der Bund für Umwelt- und Naturschutz, das Familienzentrum „Planet Zukunft“, das Bündnis für Demokratie und Vielfalt, die evangelische Kirchengemeinde Büdingen, die Ahmadiyya-Gemeinde Altenstadt, das Wolfgang-Ernst-Gymnasium, die Jugendinitiative „Juleku“ und die Büdinger Ehrenamtsagentur – sie alle beteiligten sich aus Überzeugung und mit dem Ziel, Aufklärungsarbeit zu leisten, für politische Bildung einzutreten, Gespräche zu führen, das Miteinander in der Gesellschaft zu betonen und über ehrenamtliches Engagement zu sprechen.
Auch das Programm passte. Launig unterhielt Georg Roth, Moderator aus Köln, das Publikum und fügte die einzelnen Punkte des Abends zusammen. „Ich habe jahrelang Comedy gemacht. Vorher war ich Verwaltungsbeamter, das war sozusagen die Grundausbildung für meine Auftritte als Comedian“, erzählte er lachend. Doch er fand auch ernste Worte. Die Werte der Demokratie würden von vielen getragen, und das gelte es, zu stärken.
Los ging es mit einer Aktion des Jugendforums von „Demokratie leben“. Einige Schüler hatten sich auf Anregung von Julia Reichardt, einer Lehrerin der Limesschule Altenstadt, vor etwa einem Jahr zusammengefunden. Seitdem treffen sich die jungen Leute alle zwei Wochen, um über Ideen und Projekte zu sprechen. Am Samstag stellten die Jugendlichen in einer Art Diskussionsrunde verschiedene Staatsformen vor und hinterfragten, wo es hinführen würde, wenn man die Demokratie durch eine andere Regierungsform ersetzen würde. Auch das Publikum bezogen die Schüler in diese Überlegungen ein. Anschließend stellten Claus Wilkens vom Wolfgang-Ernst-Gymnasium und Robert Koch von „Altenstadt aktiv“ in wenigen Worten ihre Projekte vor. Gerade das Schulprojekt „Augen auf – Rassismus schläft nicht“ beschäftigt sich seit 2012 mit den Themen Diskriminierung, Rechtsradikalismus, Faschismus und Neonazis in und um Büdingen und organisiert immer wieder Gesprächsrunden, Kinobesuche und Ausstellungen. Auch zwei Schülerinnen kamen zu Wort und stellten die Projekte vor, in denen sie sich engagieren.
Höhepunkt des Abends war zweifelsohne der Auftritt von Esther Bejarano und der Rap-Band Microphone Mafia. Esther Bejarano kam als junge Frau aufgrund ihrer jüdischen Herkunft in das KZ Auschwitz, wo sie durch die Hölle ging und nur überlebte, weil sie im Mädchenorchester Akkordeon spielte. Sie las aus ihren Lebenserinnerungen vor. Mit fester Stimme berichtete die 93-Jährige von den Gräueltaten der Nationalsozialisten und der erlebten Entmenschlichung und Erniedrigung durch die SS.
Im Anschluss an die Lesung trat sie mit der Kölner Band Microphone Mafia auf. „In den Schulen schwirren so viele Nazi-CDs herum. Ich finde, das ist eine Sauerei. Dem wollte ich etwas entgegensetzen. Deshalb habe ich mit der Microphone Mafia eigene CDs aufgenommen und gehe an Schulen, um unsere Lieder vorzustellen“, erklärte Esther Bejarano. „Denn“, so Kutlu Yurtseven, Gründer der Rap-Band, „der Kampf um eine bessere und zivilere Gesellschaft hört nie auf“.
Die Lieder vermitteln Botschaften, die so aktuell sind wie nie. „Wir haben uns in unseren Texten immer mit dem Leben befasst, mit Hoffnungen, Träumen, aber auch mit Enttäuschungen. Und plötzlich war die Mafia in Deutschland das Aushängeschild im Kampf gegen Rassismus und rechte Gewalt. Und das lebende Beispiel dafür, dass verschiedene Kulturen in diesem Land zusammen leben können. Wir haben uns diese Rolle nicht ausgesucht, aber wir akzeptieren sie gern“, heißt es in der Vita der Gruppe, die von sich selbst sagt, sie sei die einzige Mafia, die die Welt brauche.
Die Lieder, die Esther Bejarano gemeinsam mit ihrem Sohn Joram am E-Bass und Kutlu Yurtseven in Büdingen vortrug, thematisieren nicht nur den Schrecken der Nazi-Zeit. Sie behandeln Widerstand gegen Kriege, gegen Rassismus, sie rufen zu Frieden auf und malen Bilder einer Welt, für die es sich zu kämpfen lohnt – und zwar ohne Waffen. Das Publikum würdigte das Trio mit stehenden Ovationen.

Confidentia in futurum