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Schulleiterin Dr. Anne Zingrosch ab sofort ins Schulamt abgeordnet

Kreisanzeiger vom 16.08.2017 – Text: Michael Giers

BÜDINGEN – Das Büdinger Wolfgang-Ernst-Gymnasium steht an der personellen Spitze erneut vor einer schwierigen Situation. Zwar wird die erst seit Februar vergangenen Jahres amtierende Oberstudiendirektorin Dr. Anne Zingrosch aus Wenings weiterhin offiziell als Schulleiterin geführt, doch de facto ist sie mit Beginn des gerade begonnenen neuen Schuljahres nicht mehr vor Ort.
Denn die 46-jährige Pädagogin wurde seit dem 1. August zunächst für ein Jahr ans Staatliche Schulamt für den Wetterau- und Hochtaunus-Kreis nach Friedberg abgeordnet, wo sie eine von den zwei Gymnasialdezernentenstellen übernimmt. Die kommissarische Schulleitung in Büdingen fällt indes ihrem Stellvertreter Ulrich Busch zu, der sich bestens auskennt mit dieser Materie, denn in der Vergangenheit hat der 64-Jährige schon zweimal zuvor im Zuge von Vakanzen diesen Job erfolgreich ausgeübt.
Doch auch seine Tätigkeit an der Spitze des Büdinger Gymnasiums, schon immer eine Art schulisches Aushängeschild im Ostkreis, dürfte zeitlich eng eingegrenzt sein. „Ich habe zum kommenden Halbjahr mein Pensionierungsgesuch eingereicht“, sagte er dem Kreis-Anzeiger auf Nachfrage. Was bedeutet: Nach den nächsten Weihnachtsferien befindet sich Busch im Ruhestand.
Das weiß auch Schulamtsleiterin Dr. Rosemarie zur Heiden. „Wir werden jetzt zeitnah die Ausschreibung für die Stelle des stellvertretenden Schulleiters am Wolfgang-Ernst-Gymnasium vornehmen“, ließ sie wissen. Ihre Zielsetzung sei, ab dem nächsten Halbjahr einen neuen „Vize“ einstellen zu können. Dass solche Neubesetzungen aber mit unwägbaren Faktoren behaftet sind, damit hat das Büdinger Gymnasium schon Erfahrung gemacht. Bereits im Jahr 2005, als der damalige Leiter Martin Günther ins hessische Kultusministerium wechselte, sprang Ulrich Busch in die Bresche.
Zur zeitlichen Mammutdistanz geriet sein Engagement an der schulischen Spitze mit dem Weggang von Dr. Susanne Gebauer, die es 2013 in den Süden Hessens an ein Eliteinternat zog. Fast zweieinhalb Jahre dauerte der Prozess der Neubesetzung in Büdingen. Während dieser Phase schaffte es Busch in guter Teamarbeit mit anderen Kollegen, dass das Gymnasium keinen Schaden nahm und sich vielmehr gut aufgestellt den Eltern und Schülern präsentierte.
Und jetzt? Einige Verantwortliche betrachten die erneute Vakanz im Chefzimmer mit großer Skepsis, gerade in Zeiten, da sich das Wolfgang-Ernst-Gymnasium zusehends im Wettbewerb mit anderen Einrichtungen dieser Art befindet. Schulamtsleiterin zur Heiden indes legt Wert auf die Feststellung, man habe Ulrich Busch angeboten, ihm in der künftigen Phase die partielle Unterstützung einer Leiterin von außerhalb zur Hilfe an die Seite zu stellen. Dies habe er aber als nicht notwendig angesehen. Was nicht erstaunlich ist, denn der Stellvertreter hat eigene Leitungsqualitäten in schwierigen Zeiten bereits bewiesen.
Dass Schulleiterin Anne Zingrosch sich der neuen Aufgabe im Schulamt widmet, liegt offenbar daran, dass diese Aufgabe nicht jedem zugetraut wird. Aber ihr. Die Stelle als Dezernentin für den Bereich Gymnasien ist im Friedberger Amt frei, seitdem der Vorgänger auf dieser Stelle, Jan Weckler, zunächst an die Spitze des Frankfurter Schulamts rückte und danach hauptamtlicher Erster Kreisbeigeordneter im Wetteraukreis wurde. Schulamtsleiterin zur Heiden ließ durchblicken, sie gehe davon aus, dass eine Ausschreibung zur Stellenbesetzung durch das Kultusministerium in absehbarer Zeit erfolgt. Sollte sich Dr. Anne Zingrosch in dem Jahr der Abordnung dort gut zurechtfinden, steht ihr eine Bewerbung offen. Das Aufgabenfeld sei für einen Pädagogen, der von einer Schule komme, auch ziemliches Neuland, so zur Heiden, denn die reine Verwaltungsarbeit weise ein sehr spezifisches Fundament auf.
Was aber auch hieße, dass eine Ausschreibung der Stelle als Gymnasiumsleiter in Büdingen erst dann erfolgen kann, wenn Zingrosch definitiv im Schulamt bleibt. Demnach erst nach einem Jahr. In der Zwischenzeit muss zuvor noch ein neuer Stellvertreter gefunden werden.
Die Abordnung von Zingrosch war für viele nicht abzusehen. Auch der Schulelternbeirat scheint von der Entwicklung völlig überrascht. Die stellvertretende Vorsitzende Ramona Dörr verwies darauf, noch gar nichts sagen zu können, denn das neue Schuljahr habe ja gerade begonnen. Man müsse erst mal zusammenfinden und weitere Infos erlangen.

Confidentia in futurum