|

Eltern des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums gehen auf Busfahrer zu

Kreisanzeiger vom 02.02.2017

BÜDINGEN – (ten)/Foto: Potengowski. Mit Marzipanschweinchen und von Schulkindern selbst gestalteten Karten bedankten sich die Eltern des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums bei den Busfahrern, dass sie die Kinder sicher zur Schule und nach Hause bringen. Dabei äußerten sie auch Verständnis für die Arbeitssituation der Fahrer.
Die Überraschung war gelungen. Unterstützt von ihren Kindern verteilten Mitglieder des Schulelternbeirats und der Fördergemeinschaft des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums gestern Morgen an den Bushaltestellen vor der Schule kleine Geschenke an die Busfahrer. Die Kinder hatten dazu bunte Karten gemalt, auf denen ein Bus abgebildet war und auf den Innenseiten unterschrieben. Dazu war ein Glücksschweinchen aus Marzipan angeheftet.
Die meisten Busfahrer waren zunächst sprachlos. Denn nette Worte oder gar Geschenke sind bei ihrer Arbeit eher die Ausnahme. Nach dem ersten Moment der Überraschung kamen die Vertreterinnen von Elternbeirat und Fördergemeinschaft mit den Fahrern ins Gespräch. Dabei gab es ausnahmslos nur positive Reaktionen.
„Ein Busfahrer hat sich von den Eltern mehr Verständnis gewünscht, wenn er bei Schnee und Eis entscheidet, nicht zu fahren“, berichtet Ramona Weinel vom Elternbeirat. Eine Busfahrerin habe sogar ein schlechtes Gewissen gehabt, weil sie sich am Streik beteiligt habe, sagt Nicole Möhl vom Elternbeirat.
Doch der Streik der letzten Wochen war keineswegs Thema der Aktion. Vielmehr seien in der Vergangenheit immer wieder massive Probleme aufgetreten, erklärt der Vorsitzende des Schulelternbeirats, Tobias Greilich. „Wir wollten mit der heutigen Aktion auf freundliche Weise die Busfahrer daran erinnern, dass sie keine Fracht an Bord haben, sondern Kinder“, sagt er.
„Von den Busfahrern erwarten wir zum Beispiel, dass sie ihre Fahrtrouten einhalten und alle planmäßigen Haltestellen anfahren, nicht zu früh abfahren, beim Fahren nicht mit dem Handy telefonieren, sich an die Verkehrsregeln halten – keine roten Ampeln überfahren, nicht gegen die Fahrtrichtung durch die Kreisel fahren, Autos nicht die Vorfahrt nehmen, nicht mehr über Bahnschienen fahren, wenn die Schranken bereits heruntergehen -, keine Kinder auf offener Strecke aus dem Bus werfen, bei Gewalt einschreiten, Probleme nicht an den Kindern auslassen und die Kinder nicht beleidigen, die Busse nicht so überfüllen, dass Kinder in der Windschutzscheibe sitzen“, zählt er auf. Bei zwei Umfragen unter den Eltern 2011 und 2014, an denen sich 337 beziehungsweise 1057 Eltern beteiligt hatten, hätten mehr als 90 Prozent Probleme mit dem Bustransport gemeldet.
Die Eltern freuen sich, dass eine qualitative Verbesserung eingetreten sei. Nach kurzen Anlaufproblemen nach der Übernahme funktioniere der Bustransport durch die Bahn reibungslos. Dafür sorgt auch Tobias Ortmann, Teamleiter beim DB Busverkehr. Er kam gestern Morgen mit dem Bus aus Altenstadt. „Die Linie ist normal ohne Probleme zu fahren“, berichtet er von der Diskrepanz zwischen Planung und Alltag. Aber an diesem Morgen sei der Verkehr die Hölle gewesen. Viele Autofahrer zeigten auch wenig Verständnis für die Situation der Busse.
Auch dazu war die Aktion der Eltern gut. Durch das Gespräch wachse das gegenseitige Verständnis zwischen Eltern, Schülern und Busfahrern. „Ich habe den Eltern geschrieben, dass sie ein bisschen darauf achten sollen, wie ihre Kinder sich benehmen“, erklärt Nicole Möhl. Denn auch hier gab es in der Vergangenheit Klagen der Busfahrer.
Auch Busfahrer Jürgen Wollanek ist überrascht, als er Karte und Marzipanschwein von Ramona Dörr bekommt. „Das sind ja meine Kinder“, freut er sich über die Karte mit den Unterschriften. „Die Probleme macht sich jeder selber“, erklärt er, warum er mit den Kindern gut auskommt. „Wie es in den Wald rein schallt, so kommt’s auch wieder raus.“

Confidentia in futurum