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Fukushima

Am 07.03.2016 wurde am Wolfgang Ernst Gymnasium ein Vortrag über die Folgen der Nuklearkatastrophe in Fukushima von der japanischen Journalistin Mako Oshidori und ihrem Mann Ken, einem Künstler, gehalten.

In der letzten Jahrgangsstufe der Mittelstufe hatten wir das Thema „Kernphysik“ behandelt, trotzdem kamen einige Fragen auf, die zum Teil im Verlauf des Vortrags beantwortet werden konnten.

Der Eigentümer dieses Atomkraftwerkes ist das Energieversorgungsunternehmen Tokyo Denryoku (Tepco). Es wurde 1966 in Betrieb genommen und erzeugte bis zum Unglück 877.692 GWh Strom. Dieses Atomkraftwerk war das leistungsstärkste, aber auch älteste Kernkraftwerk Japans. Alle Reaktorblöcke bestanden aus Siedewasserreaktoren. Als Kernbrennstoff verwendete man Uran- und Uranmischoxid. Das Kühlsystem wurde aus dem Meer gespeist.

Die Nuklearkatastrophe in Fukushima fand am 11. März 2011 statt. Ein Erdbeben und der darauf folgende Tsunami verursachten in 4 von 6 Reaktorblöcken eine Kernschmelze, bei der 15 Exa-Becquerel Xenon-133 und 36 Peta-Becquerel Caesium-137 freigesetzt wurden und Luft, Boden, Wasser und Nahrungsmittel in der land- und meerseitigen Umgebung kontaminierten. Die Journalistin erzählte uns, dass die Brennstäbe so heiß wurden, dass sie selbst die Steine unter sich wegschmolzen, sodass sie bis tief in den Boden gelangen konnten. Die Menge der ausgetretenen radioaktiven Stoffe war doppelt so groß, wie beim Reaktorunglück von Tschernobyl freigesetzt wurde. Die Strahlenbelastung der Kernkraftwerkmitarbeiter betrug mehr als 100 Millisievert pro Jahr.

Es kam zu dem Unfall, weil Sicherheitsexperten weder ein Erdbeben dieser Stärke noch einen völligen Stromausfall beim Bau mit einkalkuliert hatten. Der Sicherheitsbehälter hatte eine unzureichende Kapazität, um dem hohen Druck stand zu halten und einen Druckausgleich zu fördern, dadurch kam es zu einer Explosion, dann zu mehreren Kernschmelzen, wobei diese weder gestoppt noch gekühlt werden konnten, da die Kühlanlage durch das Erdbeben und den darauf folgenden Tsunami ausgefallen war.

Atomaufseher sind der Meinung, dass es im Fall Fukushima zu viele Fehlentscheidungen hintereinander gab und Investitionen in sichere Möglichkeiten des Katastrophenschutzes unterlassen wurden.

Die Evakuierungsmaßnahmen liefen unkontrolliert ab. Zuerst wurden alle Menschen im Umkreis von 20 km evakuiert, weil die gesetzlichen Grenzwerte von kontaminiertem Wasser und Boden und von kontaminierter Nahrung und Luft dort um ein Vielfaches überschritten wurden.

Die Journalistin erzählte uns, dass die Menschen von der Regierung nicht gut genug informiert wurden, zuerst wurden nur 160.000 Menschen evakuiert, wobei man die viel zu spät evakuierten weiteren 300.000 Menschen sofort hätte evakuieren müssen.
Sie erzählte von einem Strahlenschutzbeauftragten, der eine Stadt besuchte, um dort die Strahlungsintensität zu messen. Er war schockiert, dass sich dort immer noch Kinder aufhielten, da sie einer viel zu hohen Strahlung ausgesetzt waren. Sie sagte, dass man versucht habe, die Kinder so gut wie möglich zu schützen, da sie die Einzigen waren, die absolut keine Schuld an der Katastrophe hatten.

Man vermutet, dass die Aufräumarbeiten bis zu 30 Jahre dauern werden, wobei die japanische Journalistin diese Zeit auf mindestens 100 Jahre schätzte. Sie sagte uns, dass bis heute hunderte Arbeiter jeden Tag in das Kernkraftwerk Fukushima fahren, um dort Berge von radioaktivem Müll zu entsorgen, wobei einige bereits gestorben sind, doch sie erzählte betrübt, dass der verantwortliche Firmeninhaber keine Entschädigung gezahlt, sondern den Tod auf andere Ursachen geschoben hat.

Dieser katastrophale Unfall zeugt von Profitgier und Unmenschlichkeit.

Wir haben nicht verstanden, wieso die Regierung die Menschen in Japan nicht aufklärt, zumal die Gesundheit wegen der immer noch vorhandenen Strahlung stark gefährdet wird. Auch Kinder werden den Strahlungen ungeschützt in Schulen und Kindergärten ausgesetzt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Vortrag uns über die Zustände aufgeklärt hat, obwohl es sehr schwer war mitzukommen und so viele Informationen in kurzer Zeit aufzunehmen. Bei den Zuhörern erzeugte er ein Gefühl von Hilflosigkeit und Angst, da niemand weiß, ob so etwas auch hier in Deutschland passieren kann.

Sophia Schick & Jana Bendinger

Confidentia in futurum