Gute Stimmung beim Frühlingskonzert
Kreis-Anzeiger vom 04.05.2016
Foto: Kleinmann
BÜDINGEN – (suk). Aufgeregtes Geschnatter und Geraune in der Mehrzweckhalle am Dohlberg: Das Wolfgang-Ernst-Gymnasium hat zum Frühlingskonzert eingeladen und die Aufregung bei den 200 Mitwirkenden ist groß. Schüler aller Jahrgangsstufen stellen an diesem Abend ihr in den vergangenen Wochen erarbeitetes musikalisches Programm vor. „Es ist mein erstes großes Konzert mit der Klasse, und es sitzen so viele Zuschauer in der Halle. Ich bin so aufgeregt“, sagte Liv Szuppa, die in der Chorklasse der Jahrgangsstufe fünf mitwirkte. Und auch Tanja Barth-Gerlach berichtete, wie sehr sich ihre Tochter Maxima freue, an dem Konzert mitzuwirken. Es sei für ihre Tochter ein sehr schönes Erlebnis, mit so vielen Kindern auf der Bühne zu stehen.
Allmählich kehrte Ruhe ein in der Mehrzweckhalle, Katja Euler, Musiklehrerin und Moderatorin, begrüßte die Gäste und Schüler. „Mein Gott, ist die Hütte voll“, bemerkte sie lachend und forderte das Publikum dazu auf, Stimmungen in den Stücken aufzunehmen und mitzumachen. Das setzten die Zuhörer gleich bei der Zugabe des Bläserkurses der Stufe fünf um und klatschten bei „When the saints go marching in“ begeistert mit. Erst mit Schuljahresbeginn hatten die Schüler damit begonnen, die Instrumente zu lernen – und es war erstaunlich, welche Leistung die jungen Musiker zeigten.
Nachdem die Bläserklasse der Jahrgangsstufe sechs ihre Stücke vortrefflich vorgetragen hatte, nutzte Euler die Zeit des Umbaus, um über die Arbeit mit den Kindern zu berichten. Die Vorbereitung eines solchen Konzerts sei nicht nur ein musikalischer, sondern auch ein erzieherischer Auftrag. Wie verhalte ich mich vor, hinter und auf der Bühne? Was mache ich, wenn ich den eigenen Vortrag beendet habe? Das seien Fragen, die die Musiklehrer mit den Kindern besprochen hätten. Euler verband diese Erläuterungen mit dem Wunsch, die Eltern mögen bis zum Ende des Konzerts bleiben, auch wenn ihr Kind bereits fertig sei. Schließlich wäre es auch für die letzte Gruppe schön, wenn die Halle noch gefüllt wäre. Nicht alle Eltern kamen diesem Wunsch nach.
Weiter ging es mit dem Instrumentalkurs der Stufe sechs, in dem sich Schüler, die bereits ein Instrument spielen konnten, in einem kleinen Orchester zusammengefunden haben. Ganz unterschiedliche Stücke gaben die Musiker zum Besten und beendeten ihren Vortrag mit einem eigens für diese Gruppe komponierten Stück des Musiklehrers Horst Werners.
Einen Gastauftritt hatten die Streicher der Musik- und Kunstschule Büdingen unter der Leitung von Simon Ullmann. Da es eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen dem Gymnasium und der Musik- und Kunstschule gebe, sei es immer schön, wenn die Musiker der Musikschule an den Konzerten des Gymnasiums mitwirkten, sagte Euler. Bevor die Chorklassen ihren Auftritt hatten, nutzte sie die Zeit, den Zuhörern etwas über die Planung und Organisation eines Konzerts zu berichten. Leider könne die Schule die Konzerte nicht mehr in der Willi-Zinnkann-Halle spielen, da die Stadt inzwischen auch von der Schule eine hohe Miete fordere. Da die Schule aber von den Eltern keinen Eintritt verlangen wolle, habe man entschieden, die Veranstaltung in die Mehrzweckhalle zu verlegen. Das bedeute aber aufwendige Vorbereitungen. Ein Oberstufenkurs habe die Bühne aufgebaut, ein anderer für die Beleuchtung gesorgt, eine siebte Klasse Stühle gestellt. Nach dem Konzert müsse alles wieder abgebaut werden, damit wieder Sportunterricht stattfinden könne. In der Willi-Zinnkann-Halle sei alles vorhanden, das wäre wesentlich einfacher, berichtete Euler, doch die Schule wolle das Geld sparen und sinnvoller in Instrumente und Noten investieren.
Die Französischklasse der Stufe fünf heizte den Zuhörern mit „L’Afrique, c’est chaud“ ordentlich ein. Anschließend standen die Chorklassen der Stufe fünf mit etwa 100 Kindern auf der Bühne und verbreiteten mit ihren fröhlichen Stücken gute Laune.
Im zweiten Teil verfolgten die Zuhörer die Fortschritte der Musiker in den höheren Jahrgangsstufen. Mittelstufenorchester und Großes Blasorchester/Big Band zeigten, mit welcher Qualität Schüler spielen, die bereits viele Jahre Musik in einem Orchester machen. Selbst Musiker, die die Schule bereits verlassen haben, wirkten mit und hatten Spaß am Musizieren. Abschließend dankte Schulleiterin Anne Zingrosch allen Mitwirkenden für ihren Einsatz, der weit über die Zeit des Unterrichts hinausgehe. Etwa 200 Schüler und viele Lehrer hatten an diesem Abend mitgewirkt und zu einem gelungenen Konzert beigetragen.
BÜDINGEN – (suk). Anlässlich des Frühlingskonzerts des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums sprach der Kreis-Anzeiger mit Sebastian Köhler, einem der an dem Konzert beteiligten Lehrer, über die Besonderheiten einer Schule mit musikalischem Schwerpunkt und die Arbeit mit jungen Menschen.
Herr Köhler, in der Unterstufe Musik zu unterrichten und einen Chor zu leiten, ist doch sicher nicht so ganz einfach, oder?
Das ist richtig, es ist nicht immer leicht. Doch die lebhafte Art der Kinder in diesem Alter ist für uns Lehrer auch eine Chance. Denn gerade dadurch sind sie sehr gut für Musik zu begeistern.
Welche Art von Musik erwartet die Kinder in den Chor- und Orchesterklassen?
Wir achten darauf, dass das Unterrichtsmaterial die Kinder anspricht, und verwenden moderne und rhythmische Stücke. Doch auch einfaches, aber traditionelles Liedgut wie „Es tönen die Lieder, der Frühling kehrt wieder“ bringen wir ein. Auch das wird von den Kindern gut angenommen.
Bekommen die Schüler in den Bläserklassen die Instrumente als Leihgabe?
Ja, die Schule hält die Instrumente bereit und die Kinder können ihr Instrument mit nach Hause nehmen, um zu üben. Von großen Instrumenten, wie der Tuba oder den Tenorhörnern beispielsweise, gibt es jeweils zwei Instrumente – eines für die Schule und eines für zu Hause. So müssen die Schüler diese schweren Instrumente nicht hin- und hertransportieren. Manche Kinder haben jedoch auch eigene Instrumente, weil sie noch in anderen Ensembles spielen.
Hat das Interesse an der Musikklasse in den vergangenen Jahren nachgelassen? Die Bläserklasse der Jahrgangsstufe sechs ist im Gegensatz zu früheren Jahrgängen recht klein.
Durch die Umstellung auf G8 sind viele Nachmittage mit Unterricht belegt, sodass nicht mehr viel Zeit für das Erlernen eines Instrumentes bleibt. Auch die geburtenschwachen Jahrgänge spielen eine Rolle. Durch die Umstellung auf G9 haben die Musikklasse und der Bläserkurs wieder mehr Zuspruch.
Was kann den Kindern ihrer Meinung nach das Musizieren geben?
Es gibt den Kindern auf jeden Fall ein Gemeinschaftsgefühl: Damit ist es auch ein erzieherisches Element. Musik zu machen, funktioniert nur gemeinsam, wenn einer auf den anderen hört. Und natürlich setzt die Musik auch Glückshormone frei. Das Musizieren macht die Kinder glücklich. Sie kommen für ein paar Stunden weg von dem verkopften Lernen, haben Spaß am Miteinander und können kreativ sein. Der Erfolg während eines Auftritts macht sie auch stolz.
Wie lange ist die Vorbereitungszeit?
Wir brauchen etwa zwei Monate Vorlauf, da die Kinder nur zwei Unterrichtsstunden Musik pro Woche haben. Leider haben wir inzwischen auch mit dem Abend selbst viel Arbeit, da wir die Willi-Zinnkann-Halle nicht mehr nutzten können. Dabei wäre es doch eine schöne Werbung für die Stadt, wenn die Schüler die Halle für ihre Aufführung unentgeltlich zur Verfügung gestellt bekämen.
Ihnen macht die Arbeit mit Kindern sehr viel Freude, oder?
(lacht) Das ist so, in der Tat.